Syphilis aus Amerika nach Europa eingeschleppt

von | Dez. 19, 2024 | Allgemein, Forschung, Gesundheit

Einem Forschungsteam unter Leitung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig ist ein entscheidender Schritt zur Klärung einer langjährigen Kontroverse gelungen: Die Syphilis gelangte Ende des 15. Jahrhunderts aus Amerika nach Europa.

Syphilis gehört zu einer Familie von Krankheiten, zu denen auch Frambösie und Bejel gehören. Beide gelten als wenig bekannte Tropenkrankheiten, die weltweit in äquatornahen Gebieten vorkommen. Der Postdoc Rodrigo Barquera hat bereits mit archäologischen Knochenfunden aus dem Mexiko der Kolonialzeit gearbeitet und konnte das Vorkommen von Syphilis und Frambösie in Mexiko-Stadt bis hinein ins 17. Jahrhundert nachweisen.

Darío Ramirez bei Laborarbeiten an pathologischen menschlichen Knochen am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. | Copyright: © Rodrigo Nores
Darío Ramirez bei Laborarbeiten an pathologischen menschlichen Knochen am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. | Copyright: © Rodrigo Nores 

Die neuen Genomdaten zeigen, dass Amerika schon vor der Ankunft von Christoph Kolumbus eine Drehscheibe für die frühe Vielfalt dieser Krankheitsgruppe war. „Wir fanden ausgestorbene Schwesterlinien für alle bekannten Formen dieser Krankheitsfamilie. Syphilis, Frambösie und Bejel sind also moderne Überbleibsel von Erregern, die einst in Amerika kursierten“, erklärt Barquera.

„Die Daten zeigen eindeutig, dass die Syphilis und ihre bekannten Verwandten ihren Ursprung in Amerika haben, und ihre Einschleppung nach Europa ab dem späten 15. Jahrhundert stimmt mit diesen Daten überein“, fügt Bos hinzu. So scheint es um 1.500 AD zu einem explosionsartigen Anstieg der Syphilis- und Frambösiefälle gekommen zu sein. Dies dürfte der Grund für das Ausmaß und die Intensität der Epidemie im 16. Jahrhundert in Europa gewesen sein, deren globale Ausbreitung in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten durch Menschenhandelsnetze und die europäische Expansion nach Amerika und Afrika begünstigt wurde. „Während die indigenen Bevölkerungsgruppen Amerikas an den frühesten Formen dieser Krankheiten litten, spielten die Europäer eine entscheidende Rolle bei ihrer weltweiten Verbreitung“, sagt Kirsten Bos, Gruppenleiterin in der Abteilung Molekulare Paläopathologie am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.

Original Paper:

Ancient genomes reveal a deep history of treponemal disease in the Americas | Nature

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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