pTau217 im Visier: Prof. Findeisen über das Pilotprojekt zum Stellenwert blutbasierter Biomarker in der Alzheimer Diagnostik

von | Apr. 23, 2025 | Forschung, Gesundheit, Nicht kategorisiert

Prof. Dr. med. Peter Findeisen ist Facharzt für Laboratoriumsmedizin und ärztlicher Leiter der Abteilung Laboratoriumsmedizin am MVZ Labor Dr. Limbach & Kollegen in Heidelberg. Als außerplanmäßiger Professor der Universität Heidelberg (Medizinische Fakultät Mannheim) bringt er langjährige Erfahrung aus Forschung und Lehre mit – insbesondere in den Bereichen Proteomik, molekulare Diagnostik und klinische Chemie. Im Studienzentrum der Limbach Gruppe verantwortet er die Leitung Analytischer Studien und setzt sich für die Etablierung innovativer Diagnostik ein, unter anderem bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer. Findeisen sprach mit MedLabPortal über ein bundesweit einzigartiges Projekt mit weitreichenden Folgen für die Alzheimerforschung.

MedLabPortal: Das Pilotprojekt zum Stellenwert blutbasierter Biomarker in der Alzheimer Diagnostik ist bundesweit einzigartig und läuft bis Ende September 2025. Warum hat die Limbach Gruppe dieses Vorhaben gestartet?
 
Findeisen: Für die Alzheimer Erkrankung bieten sich heute neue therapeutische Optionen. Daher ist das Labor gefordert, Patient/Innen, die von einer Therapie profitieren könnten, mit nichtinvasiven Methoden besser zu stratifizieren.
 
MedLabPortal: Die Bestimmung von pTau217 in Blut- und Liquorproben bieten Sie im Rahmen der Studie umsonst an. Welche Arztgruppen können Ihnen konkret diese Proben senden?
 
Findeisen: Das Angebot richtet sich primär an Spezialist/Innen z.B. in Gedächtnisambulanzen, die Demenzpatient/Innen betreuen und schon Erfahrung mit der Interpretation von Biomarker-Profilen aus Liquorproben haben. Hier geht es in erster Linie um das Sammeln von Erfahrungen. Was kann ein blutbasierter Biomarker-Test im Vergleich zur etablierten Labordiagnostik aus Liquorproben leisten?
 
MedLabPortal: Und wie sieht es mit der Logistik aus? Gerade Gedächtnisambulanzen sind bekanntlich stark überlastet und mitunter personell unterbesetzt.
 
Findeisen: Wir bieten für dieses Projekt umfassende Unterstützung an. Nach einer initialen Anmeldung über unsere Homepage werden alle weiteren Schritte inklusive der Logistik über unsere Studienzentrale organisiert.

Prof. Dr. med. Peter Findeisen ist Facharzt für Laboratoriumsmedizin und ärztlicher Leiter der Abteilung Laboratoriumsmedizin am MVZ Labor Dr. Limbach & Kollegen in Heidelberg. Als außerplanmäßiger Professor der Universität Heidelberg (Medizinische Fakultät Mannheim) bringt er langjährige Erfahrung aus Forschung und Lehre mit – insbesondere in den Bereichen Proteomik, molekulare Diagnostik und klinische Chemie.
Prof. Dr. med. Peter Findeisen ist Facharzt für Laboratoriumsmedizin und ärztlicher Leiter der Abteilung Laboratoriumsmedizin am MVZ Labor Dr. Limbach & Kollegen in Heidelberg. Als außerplanmäßiger Professor der Universität Heidelberg (Medizinische Fakultät Mannheim) bringt er langjährige Erfahrung aus Forschung und Lehre mit – insbesondere in den Bereichen Proteomik, molekulare Diagnostik und klinische Chemie.

MedLabPortal: Ohne den Ergebnissen vorgreifen zu wollen oder gar zu können: Welche Folgen hätte es, wenn sich herausstellt, dass die Bestimmung von pTau217 die Alzheimererkrankung früher erkennen hilft, als derzeit gängige Methoden?

Findeisen: Die diagnostische Leistung -also Sensitivität und Spezifität- hängen wesentlich von der Auswahl der Patient/Innen ab. Wenn der Test in einem vorselektionierten Kollektiv, d.h. Patient/Innen mit Gedächtnisstörungen, angewendet wird ist die Aussagekraft deutlich besser als in einem ungerichteten Screening an asymptomatischen Personen. Hier sind insbesondere durch falsch positive Ergebnisse unnötige Folgeuntersuchungen und hohe Verunsicherung der Betroffenen zu befürchten. Als Kurzfrist-Ziel unserer Anwendungsbeobachtung erhoffen wir uns aber, dass die Anzahl der Liquorpunktionen durch die blutbasierte Diagnostik reduziert werden kann.
 
MedLabPortal: Am Ende stellt sich immer die Frage nach den Kosten. Viele Menschen wären vielleicht bereit, einen solchen Test selbst zu bezahlen.  Wie teuer wäre diese Leistung für Selbstzahler?
 
Findeisen: Der Test wird von uns aus den oben dargelegten Gründen zur Zeit nicht als Selbstzahler-Leistung angeboten. Das Ergebnis sollte immer in Zusammenhang mit Anamnese, klinischer Untersuchung und weiteren Befunden wie Kognitionstests und Bildgebung interpretiert werden. Die Laboranalytik ist hier als „Puzzlestein“ im Gesamtbild der Erkrankung zu sehen und die „Bildinterpretation“ gehört daher aktuell noch in die Hände erfahrener ärztlicher Kolleg/Innen.

MedLabPortal: Vielen Dank für Ihre Zeit!

Die Fragen stellte Vlad Georgescu

Lesen Sie auch:

Alzheimer und Parkinson: Göttinger Forschungsteam erstellt umfassende Proteinkarte – MedLabPortal

Nobelpreis für Medizin: Bessere Diagnose von Blasenkrebs, Alzheimer oder Demenz – MedLabPortal


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

Gender-Hinweis. Die in diesem Text verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf weibliche, männliche und diverse Personen. Auf eine Doppel/Dreifachnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.