Pandemie: Lockdown-Sex bewirkte höhere Geburtenrate in der Schweiz

von | März 11, 2025 | Forschung, Gesundheit, Nicht kategorisiert

Forschende der Universität Zürich haben die monatlichen Geburtenzahlen in der Schweiz zwischen 1871 und 2022 untersucht und in den jeweiligen historischen Kontext gesetzt. Das Fazit: Während der Corona-Pandemie gab es 13 Prozent mehr Geburten als zuvor.

Die Forschenden nutzten die regelmäßig erhobenen Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) sowie für die Jahre 1987 bis 2022 die Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung (BEVNAT). Dabei verglich das Team die monatlichen Beobachtungswerte mit den Zahlen, die aufgrund des Vorjahres zu erwarten gewesen wären. Neben den langfristigen Trends interessierten besonders auch frühere und jüngere Pandemieperioden.

Symbolbild. Credits: pixabay
Symbolbild. Credits: pixabay

Die Studie zeigt, dass die Geburtenrate in der Schweiz seit etwa 2018 generell rückläufig ist und sich einem historischen Tiefststand nähert. Im Jahr 2021 – also im zweiten Jahr der COVID-19-Pandemie – kam es jedoch überraschenderweise vorübergehend zu einem zweimaligen Anstieg der Geburten um maximal rund 13 Prozent. „Besonders im ersten Pandemiejahr 2020 während und kurz nach den Shutdown-Maßnahmen konnten mehr Zeugungen verzeichnet werden“, teilen die Forschenden mit, und:

„Unsere Analyse zeigt, dass während dieser Zeit der Geburtenanstieg besonders bei Schweizerinnen und bei Müttern über 30 Jahren ausgeprägt war“, sagt Erstautorin Katarina Matthes vom Institut für Evolutionäre Medizin.

Die genauen Gründe für diesen kurzzeitigen Boom seien noch nicht geklärt, so die Autoren. Es spreche aber vieles dafür, dass die Zeit zu Hause „sowie eine bessere Work-Life-Balance während der Pandemie zu vorgezogenen Schwangerschaften geführt hätten“. Übersetzt: Die Lockdowns führten offensichtlich zu mehr ungeschütztem Sex.

Im internationalen Vergleich zeigte einzig Frankreich eine ähnliche Entwicklung – Deutschland, Österreich und Italien wiesen dagegen keine so ausgeprägte Geburtenzunahme auf wie die Schweiz.

Nach diesem vorübergehenden Anstieg setzte sich ab Februar 2022 jedoch auch in der Schweiz der vormalige negative Trend der Geburtenrate wieder verstärkt fort.

Original Paper:
Katarina L. Matthes, Mathilde Le Vu, Kaspar Staub. Fertility dynamics through historical pandemics and COVID-19 in Switzerland, 1871–2022. Population Studies, 11 March 2025. Doi: 10.1080/00324728.2025.2462291

Lesen Sie auch:

Der 6-Sekunden Kuss als Muss – MedLabPortal

Reproduktionsmedizin und Diskussionskultur beschäftigen den Deutschen Ethikrat – MedLabPortal


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

Gender-Hinweis. Die in diesem Text verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf weibliche, männliche und diverse Personen. Auf eine Doppel/Dreifachnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.