Nachhaltigkeit: Neue EU-Ökodesign-Verordnung betrifft auch die Labormedizin
Kreislaufwirtschaftsgesetz, Verpackungsgesetz, Lieferkettenrichtlinie, Green-Claims-Directive, Corporate Sustainability Reporting Directive, Taxonomie-Verordnung und jetzt die EU-Ökodesign-Verordnung – sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene ändern sich Gesetze in Puncto Nachhaltigkeit in einem atemberaubenden Tempo.
An der Hochschule Bielefeld (HSBI) im Projekt InCamS@BI (Innovation Campus for Sustainable Solutions) beschäftigen sich drei Personen sehr intensiv mit den aktuellen und kommenden Regulierungen: Kristin Maoro und Micha Steiner arbeiten als Referent:innen für Wirtschaftsrecht im Projekt, Prof. Dr. Christiane Nitschke ist ihre Mentorin.
Das Team ist nach eigenen Angaben “hoch motiviert und möchte nebenbei dem Transfer der HSBI den Rücken stützen”.
EU-Ökodesign-Verordnung: Nachhaltige Produktgestaltung
Die neue EU-Ökodesign-Verordnung stellt den gesetzlichen Rahmen für eine nachhaltigere Produktgestaltung. Das Ziel: eine Kreislaufwirtschaft, in der Produkte dementsprechend langlebiger, ressourcensparender sowie besser reparier- und recycelbarer sind. Referent Micha Steiner hat sich monatelang im Rahmen seiner jetzt veröffentlichten Masterarbeit mit der Verordnung befasst und kennt die größten Herausforderungen für Unternehmen:
„Es ist vor allem die Ungewissheit, was konkret die Anforderungen an die Produkte sein werden. Aktuell bietet die Verordnung nur den Rahmen, während die tatsächlichen Maßnahmen anschließend pro Produktgruppe durch die Europäische Kommission erarbeitet und in delegierten Rechtsakten verabschiedet werden.“
Das mache es für Unternehmen schwierig, sich frühzeitig vorzubereiten und Anpassungen im Produktionsdesign vorzunehmen, was häufig mit langen Vorlaufzeiten verknüpft ist.
„Auch auf die Kunststoffbranche, mit der wir im Projekt InCamS@BI zusammenarbeiten, kommen in dem Zusammenhang einige Erschwernisse zu. Vor allem die Verfügbarkeit von hochwertigem Rezyklat ist eine Hürde“, so Steiner. Rezyklate sind Kunststoffe, die durch das Recycling von Kunststoffen – zum Beispiel aus dem „Gelben Sack“ – gewonnen werden. Es ist davon auszugehen, dass für viele Produkte ein Mindestrezyklatanteil festgelegt wird, wodurch die schon jetzt am Markt wenig verfügbaren Rezyklate in deutlich größerer Menge benötigt werden. „Deshalb denke ich, dass die massentaugliche Herstellung von qualitativ hochwertigen Rezyklaten eines der Kernthemen der nächsten Jahre wird“, lautet Steiners Einschätzung.
Mit juristischer Hilfe den Transfer der Hochschule professionalisieren
Innovative Lösungen für den nachhaltigeren Einsatz von Kunststoffen soll das Transferprojekt InCamS@BI an der HSBI entwickeln. Diese Innovationen können durch verschiedene Anreize gefördert werden – einer der Innovationstreiber ist das Recht. Die Expert:innen wissen um die Bedeutung des Wirtschaftsrechts in der Umsetzung der Regulierungen:
Eine Innovation kann nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn sie den rechtlichen Rahmenbedingungen genügt.
„Deshalb ist es so wichtig, diese von Beginn an mitzudenken – und nicht erst am Ende, wenn alles schon entwickelt wurde“, erklärt Christiane Nitschke. Dieses Denken vermitteln die Jurist:innen den Studierenden im Masterstudiengang Wirtschaftsrecht und das ist einer der Gründe, weshalb die Profis aus dem Wirtschaftsrecht Teil des interdisziplinären Projekts InCamS@BI sind. Transfer bedeutet für sie, dass Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gegenseitig von Wissen, Ideen und Technologien profitieren. Für ihre Fachrichtung extrem wichtig: Der Transfer in Politik und Gesetzgebung, um die Regulierungen praxistauglicher zu gestalten. Denn: Rechtliche Vorgaben führen nur dann zu Innovationen, wenn sie Unternehmen noch wirtschaftliche Ressourcen zum Entwickeln lassen.
Über InCamS@BI
Mit InCamS@BI, dem Innovation Campus for Sustainable Solutions, positioniert sich die HSBI als innovative Transferakteurin im Feld der Kreislaufwirtschaft. In dem fächerübergreifenden Projekt werden Ideen generiert und Lösungen entwickelt, um Kunststoffe und deren Handhabung für eine Kreislaufwirtschaft zu optimieren. Mit innovativen Formaten und einem interdisziplinären Team gestaltet InCamS@BI den Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. In dem Projekt werden forschungsbasierte Transferstrukturen systematisch entwickelt, aufgebaut und erprobt. InCamS@BI wird im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule” von 2023 bis 2027 gefördert.
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