Magdeburg startet als erstes deutsches Zentrum in weltgrößter Studie zu Staphylococcus aureus
Die Universitätsmedizin Magdeburg hat als erstes deutsches Studienzentrum mit der Rekrutierung von Patienten für die weltweit größte klinische Studie zur Staphylococcus aureus-Bakteriämie (SAB) begonnen. Die internationale „Staphylococcus aureus Network Adaptive Platform“ (SNAP)-Studie untersucht neue Behandlungsstrategien, um die hohe Morbidität und Mortalität dieser lebensbedrohlichen Infektion zu senken. Unter der Leitung von Prof. Dr. med. Achim Kaasch vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene (IMMB) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg koordiniert das Zentrum die Studie in Deutschland.
Die SNAP-Studie, global geführt von der University of Melbourne und in Europa koordiniert vom Universitair Medisch Centrum Utrecht, umfasst 131 Zentren in neun Ländern und hat bereits über 4.400 Patienten eingeschlossen. In Deutschland sollen an 18 Studienzentren 500 Teilnehmern mit SAB rekrutiert und über 360 Tage beobachtet werden. Das Bakterium Staphylococcus aureus ist weltweit die häufigste Ursache infektionsbedingter Todesfälle. Eine Bakteriämie, bei der die Bakterien ins Blut gelangen, führt oft zu einer lebensgefährlichen Sepsis. Etwa ein Drittel der Betroffenen verstirbt innerhalb von drei Monaten.

Die Behandlung der Erkrankung ist komplex und umfasst Krankenhausaufenthalte, Antibiotika und die Überwachung von Komplikationen. Weltweit variieren die Therapieansätze in Antibiotikawahl, Dosierung, Dauer und Verabreichungsform, ohne dass klare Belege für die optimale Strategie vorliegen. Bisherige Studien mit weniger als 3.000 Patienten konnten nur begrenzte Erkenntnisse liefern. Die SNAP-Studie setzt hier neue Maßstäbe: Mit ihrem innovativen, adaptiven Plattform-Design (REMAP) werden verschiedene Behandlungsansätze parallel in mehreren Studienarmen untersucht, wobei Teilnehmern zufällig einem oder mehreren Armen zugeteilt werden.
Neben der Studie gibt es ein prospektives Register für Patienten, die nicht teilnehmen können oder wollen. Bereits über 4.700 Personen weltweit haben hier ihre Daten beigesteuert. Erste Ergebnisse der SNAP-Studie, etwa zur Verwendung von Penicillin-Antibiotika, wurden auf internationalen Kongressen präsentiert. Das adaptive Design erlaubt es, neue Studienarme einzuführen, um aktuelle Fragestellungen zeitnah zu untersuchen.
Ein zentraler Bestandteil ist die Analyse von Bakterienstämmen aus dem Blut der Teilnehmer. Das IMMB in Magdeburg übernimmt den Aufbau einer europäischen Stammsammlung, um neue Ansätze zur Bekämpfung des Bakteriums zu erforschen. Die Studie wird in Deutschland vom Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt Sachsen-Anhalt sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin gefördert.
Mit ihrem Umfang und innovativen Ansatz wird die SNAP-Studie die Behandlung von Staphylococcus aureus-Bakteriämie in den kommenden Jahren maßgeblich prägen und neue Hoffnung für Betroffene weltweit schaffen.
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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