Hodenkrebs
Hodenkrebs ist eine seltene, aber meist gut behandelbare Krebserkrankung, die vor allem junge Männer zwischen 15 und 40 Jahren betrifft. Er entsteht in den Hoden, den männlichen Geschlechtsdrüsen, die für die Produktion von Spermien und Hormonen wie Testosteron verantwortlich sind. Dank moderner Diagnostik und Therapien hat Hodenkrebs eine sehr gute Prognose, besonders wenn er früh erkannt wird. In diesem Artikel erklären wir, was Hodenkrebs ist, welche Symptome er verursacht, wie er diagnostiziert wird und welche Laborwerte dabei eine zentrale Rolle spielen.
Was ist Hodenkrebs?
Hodenkrebs entwickelt sich meist aus den Keimzellen, den Zellen im Hoden, die Spermien produzieren. Über 90 % der Fälle sind sogenannte Keimzelltumoren, die in zwei Hauptgruppen unterteilt werden: seminomartige (Seminome) und nicht-seminomartige Tumoren (z. B. Embryonalkarzinome oder Teratome). Seltener entstehen Tumoren aus anderen Zelltypen, wie den Stützgeweben des Hodens.
Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, aber Risikofaktoren umfassen:
- Hodenhochstand (Kryptorchismus): Wenn ein Hoden nicht in den Hodensack abgestiegen ist, steigt das Risiko.
- Familiäre Vorbelastung: Männer mit Verwandten ersten Grades, die Hodenkrebs hatten, sind stärker gefährdet.
- Frühere Hodenkrebserkrankung: Ein Tumor im anderen Hoden erhöht das Risiko.
- Genetische Faktoren: Bestimmte genetische Veränderungen können eine Rolle spielen.
Hodenkrebs ist selten (etwa 1–2 % aller Krebserkrankungen bei Männern), aber die Häufigkeit hat in den letzten Jahrzehnten leicht zugenommen.
Symptome von Hodenkrebs
Die Symptome von Hodenkrebs sind oft unauffällig, was die frühzeitige Erkennung erschweren kann. Das häufigste Anzeichen ist ein schmerzloser Knoten oder eine Verhärtung im Hoden, die Männer oft selbst bei der Selbstuntersuchung bemerken. Weitere mögliche Symptome sind:
- Schweregefühl oder Schwellung im Hodensack: Der Hoden kann sich größer oder schwerer anfühlen.
- Schmerzen oder Unbehagen: Selten treten dumpfe Schmerzen im Hoden oder Unterbauch auf.
- Vergrößerung der Brust (Gynäkomastie): Manche Tumoren produzieren Hormone, die das Brustgewebe wachsen lassen.
- Rückenschmerzen oder Atemnot: Diese treten bei fortgeschrittenem Krebs auf, wenn Metastasen (Tochtergeschwulste) in Lymphknoten, Lunge oder anderen Organen entstehen.
Da die Symptome oft unspezifisch sind, ist die regelmäßige Selbstuntersuchung der Hoden wichtig, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Diagnose von Hodenkrebs
Die Diagnose beginnt meist mit einer körperlichen Untersuchung, bei der der Arzt die Hoden auf Knoten oder Schwellungen abtastet. Ein Ultraschall des Hodens ist das wichtigste bildgebende Verfahren, um einen Tumor sichtbar zu machen und gutartige Veränderungen (z. B. Zysten) auszuschließen. Wenn ein Tumor vermutet wird, folgt oft eine chirurgische Entfernung des betroffenen Hodens (Hodenentfernung, Orchiektomie), um das Gewebe mikroskopisch zu untersuchen. Bildgebende Verfahren wie CT oder MRT helfen, Metastasen in Lymphknoten oder anderen Organen zu finden.
Laborwerte, insbesondere Tumormarker, sind entscheidend, um die Diagnose zu unterstützen, den Tumor-Typ zu bestimmen und den Verlauf der Krankheit zu überwachen.
Wichtige Laborwerte bei Hodenkrebs
Bestimmte Tumormarker im Blut sind bei Hodenkrebs besonders wichtig, da viele Keimzelltumoren Substanzen produzieren, die im Blut nachweisbar sind. Die folgenden Marker werden routinemäßig gemessen:
- Alpha-Fetoprotein (AFP):
- Bedeutung: AFP ist ein Protein, das normalerweise während der Schwangerschaft im Fötus produziert wird. Bei Hodenkrebs ist es oft bei nicht-seminomatösen Tumoren (z. B. Embryonalkarzinomen) erhöht.
- Normalbereich: <10 ng/ml (je nach Labor).
- Bei Hodenkrebs: Erhöhte Werte deuten auf einen nicht-seminomatösen Tumor hin. Seminome produzieren in der Regel kein AFP.
- Besonderheit: Auch Lebererkrankungen oder andere Krebsarten können AFP erhöhen, daher ist der Wert nicht spezifisch.
- Beta-Humanchoriogonadotropin (β-HCG):
- Bedeutung: β-HCG ist ein Hormon, das normalerweise während der Schwangerschaft gebildet wird. Es ist bei manchen Hodenkrebsarten erhöht, sowohl bei Seminomen als auch bei nicht-seminomatösen Tumoren.
- Normalbereich: <5 mIU/ml.
- Bei Hodenkrebs: Erhöhte Werte sind typisch für Tumoren, die Trophoblastenzellen enthalten (z. B. Choriokarzinome). Auch Seminome können leicht erhöhte Werte zeigen.
- Besonderheit: β-HCG kann auch bei anderen Krebsarten oder in der Schwangerschaft erhöht sein.
- Laktatdehydrogenase (LDH):
- Bedeutung: LDH ist ein Enzym, das bei Zellschäden oder hohem Zellumsatz freigesetzt wird. Es ist ein unspezifischer Marker, der bei fortgeschrittenem Hodenkrebs ansteigt.
- Normalbereich: 135–225 U/l (je nach Labor).
- Bei Hodenkrebs: Erhöhte Werte deuten auf eine große Tumorlast oder Metastasen hin, besonders bei Seminomen.
- Besonderheit: LDH ist nicht spezifisch für Hodenkrebs und kann auch bei anderen Erkrankungen (z. B. Leber- oder Herzproblemen) erhöht sein.
- Blutbild:
- Bedeutung: Das Blutbild gibt Hinweise auf die allgemeine Gesundheit und mögliche Begleiterscheinungen des Krebses.
- Bei Hodenkrebs:
- Anämie (niedriges Hämoglobin): Kann bei fortgeschrittenem Krebs oder Blutverlust auftreten.
- Leukozyten: Erhöhte oder erniedrigte Werte können auf eine gestörte Immunabwehr oder Tumoraktivität hinweisen.
- Thrombozyten: Veränderungen sind selten, können aber bei Metastasen oder Chemotherapie auftreten.
- Besonderheit: Das Blutbild ist unspezifisch, aber wichtig für die Überwachung während der Behandlung.
Bedeutung der Tumormarker
Die Tumormarker AFP, β-HCG und LDH sind nicht nur für die Diagnose wichtig, sondern auch für die Klassifikation, Prognose und Nachsorge:
- Diagnose: Erhöhte Marker bestätigen oft den Verdacht auf Hodenkrebs und helfen, zwischen Seminomen und nicht-seminomatösen Tumoren zu unterscheiden.
- Staging: Höhere Werte können auf Metastasen oder eine größere Tumorlast hinweisen.
- Therapieüberwachung: Nach Operation oder Chemotherapie sollten die Marker sinken. Ein erneuter Anstieg kann ein Wiederauftreten (Rezidiv) anzeigen.
- Prognose: Sehr hohe Markerwerte vor der Behandlung können auf eine aggressivere Erkrankung hinweisen.
Wichtig: Nicht alle Hodenkrebse produzieren Tumormarker. Etwa 10–20 % der Patienten haben normale Werte, trotz bestehendem Tumor. Daher sind Bildgebung und Gewebeuntersuchung essenziell.
Behandlung und Verlauf
Die Behandlung von Hodenkrebs hängt vom Typ, Stadium und der Ausbreitung ab. Der erste Schritt ist meist die Entfernung des betroffenen Hodens (Orchiektomie). Je nach Stadium folgen:
- Überwachung: Bei frühen Stadien ohne Metastasen kann eine regelmäßige Kontrolle ausreichen.
- Chemotherapie: Wird bei Metastasen oder höherem Risiko eingesetzt, oft mit sehr guten Erfolgen.
- Strahlentherapie: Häufig bei Seminomen, seltener bei nicht-seminomatösen Tumoren.
- Operation: Entfernung von Metastasen in Lymphknoten oder anderen Organen, falls nötig.
Die Prognose ist ausgezeichnet, besonders bei frühzeitiger Diagnose: Die Heilungsrate liegt bei über 95 % für Tumoren ohne Metastasen und bleibt auch bei fortgeschrittenen Stadien hoch.
Fazit
Hodenkrebs ist eine seltene, aber gut behandelbare Krebserkrankung, die vor allem junge Männer betrifft. Ein schmerzloser Knoten im Hoden ist das häufigste Symptom, weshalb die regelmäßige Selbstuntersuchung so wichtig ist. Laborwerte, insbesondere die Tumormarker AFP, β-HCG und LDH, spielen eine zentrale Rolle bei Diagnose, Klassifikation und Nachsorge. Sie geben Hinweise auf den Tumor-Typ, die Ausbreitung und den Therapieerfolg. Ergänzt durch Ultraschall und Gewebeuntersuchung ermöglichen sie eine präzise Diagnostik. Dank moderner Therapien ist Hodenkrebs heute in den meisten Fällen heilbar, besonders wenn er früh erkannt wird. Bei Verdacht auf Veränderungen im Hoden sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden.
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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