Klimawandel: Tropische Nächte in Deutschland erhöhen das Risiko für Schlaganfälle
In ihrer Untersuchung haben die Forschenden Daten des Universitätsklinikums Augsburg analysiert. Dessen Abteilung für Neurologie hatte über 15 Jahre Daten zu rund 11.000 Schlaganfällen erhoben.
Die Auswertung zeigt, dass extreme nächtliche Hitze das Schlaganfallrisiko um sieben Prozent erhöht.
Insbesondere ältere Menschen und Frauen seien gefährdet, wobei in den Kliniken nach heißen Nächten vor allem Schlaganfälle mit milden Symptomen diagnostiziert würden, sagt der Erstautor der Studie, Dr. Cheng He. Die Ergebnisse würden verdeutlichen, dass Anpassungen in der Stadtplanung und im Gesundheitswesen extrem wichtig sind, um die Risiken durch die steigenden Nachttemperaturen zu verringern.
Dies gelte umso mehr, da „wir zeigen konnten, dass das Risiko eines Schlaganfalls in Verbindung mit hohen nächtlichen Temperaturen in der Periode 2013 bis 2020 im Vergleich zur Periode 2006 bis 2012 deutlich zugenommen hat“, wie Prof. Michael Ertl, Leiter der Stroke Unit und der neurovaskulären Arbeitsgruppe am Universitätsklinikum Augsburg betont. So hatten heiße Nächte von 2006 bis 2012 im Untersuchungsgebiet jährlich zwei zusätzliche Schlaganfälle zur Folge, von 2013 bis 2020 waren es jährlich 33 zusätzliche Fälle.
„Tropische Nächte“ werden anhand des so genannten „Hot Night Excess Index“ (HNE) definiert. Er misst, wie stark die Temperaturen nachts über einen gewissen Schwellenwert steigen. Der Schwellenwert ist diejenige Temperatur, die nur in den fünf Prozent wärmsten Nächten während des gesamten Untersuchungszeitraums überschritten wird. In der vorliegenden Studie liegt dieser Wert bei 14,6 °C. Wenn die Temperaturen nachts über diesen Wert steigen, wird das als tropische Nacht gewertet. Der HNE-Index summiert, wie viel Grad die Temperaturen über diesem Schwellenwert in den Nachtstunden liegen, um die Intensität der Hitze zu bestimmen.
Original Paper
Nocturnal heat exposure and stroke risk | European Heart Journal | Oxford Academic (oup.com)
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