ISO 15189 im Fokus: Wie gut ist Ihr Labor auf die Präanalytik-Anforderungen vorbereitet?
Ein besonders kritischer Schritt in der Präanalytik ist die Blutentnahme. Dabei kommt es nicht nur darauf an, die Blutprobe korrekt zu entnehmen, sondern auch Patientendaten sorgfältig zu prüfen und alle relevanten Angaben zur Probenentnahme exakt zu dokumentieren. Fehler in dieser Phase können schwerwiegende Konsequenzen für die Probenqualität haben und so die Diagnose oder Behandlung beeinflussen. Die häufigsten Probleme, die hier auftreten, sind falsch befüllte Röhrchen (13 %), fehlerhafte Patientendaten (9 %), ungeeignete Behälter (8 %) sowie leere (7 %) oder fehlende Röhrchen (3%).2
„Die Fehleranfälligkeit in der Präanalytik ist besonders hoch, da standardisierte systemische Lösungen fehlen“, fasst Dr. med. Johannes Kruppenbacher, Laborbesitzer, Centrum für Blutgerinnungsstörungen und Transfusionsmedizin in Bonn, die Problematik zusammen. Digitale Lösungen zur Probenverfolgung und -dokumentation können helfen, diese Fehlerquote zu senken, indem sie eine standardisierte und automatisierte Datenerfassung ermöglichen. Durch die Nutzung solcher Systeme wird sichergestellt, dass jeder Schritt der Probenentnahme erfasst und dokumentiert wird.
Digitalisierung als Schlüssel zur Fehlerreduktion: Ein Blick auf das Fallbeispiel CBT Bonn
Roche hat in Kooperation mit Smart4Diagnostics (S4DX) und dem Centrum für Blutgerinnungsstörungen und Transfusionsmedizin (CBT) in Bonn eine Fallstudie durchgeführt, um die Vorteile digitaler Präanalytik-Lösungen zu evaluieren. S4DX entwickelt dabei digitale Tools zur Probenentnahme, -identifikation und -dokumentation. navify® Sample Tracking integriert solche Partnerlösungen nahtlos in die Labor-IT und das Laborinformationssystem (LIS). Diese Kombination ermöglicht eine durchgängige Probenverfolgung – vom Zeitpunkt der Entnahme über den Transport bis hin zur Analyse im Labor.
Im CBT bestand vor der Einführung digitaler Lösungen ein manueller Prozess zur Probenverarbeitung. Die Blutentnahme wurde über Barcodes und handschriftliche Dokumentation organisiert, die anschließend durch qualifiziertes Personal in das LIS übertragen wurden. Dieser analoge Ansatz führte zu hohen Personalkosten, erforderte viel Zeit und war zudem anfällig für Fehler.
Nach der Implementierung der digitalen Lösungen konnte das CBT die Transparenz und Effizienz des Probenmanagements erheblich verbessern. Der gesamte Ablauf von der Blutentnahme bis zur Übergabe der Proben ans Labor wurde digital abgebildet. Zu den erfassten Informationen gehörten die Proben-ID, der Zeitpunkt der Entnahme, Patientendaten sowie spezifische Qualitätsmerkmale wie Füllstand und Eignung des Röhrchens. Diese Informationen wurden direkt ins LIS übertragen, wodurch Fehler und Verzögerungen, wie sie bei manueller Eingabe auftreten können, minimiert wurden.
Zukunftssicher und ISO-konform: Digitale Lösungen optimieren die Präanalytik
Die digitale Erfassung und Verwaltung der Präanalytik-Prozesse führte in der Fallstudie zu positiven Effekten auf die Laborqualität. Eine bessere Transparenz in der Probenverfolgung erleichtert es, Fehlerquellen zu identifizieren und Präventivmaßnahmen zu entwickeln und erfüllt dabei zentrale Anforderungen der ISO 15189 an akkreditierte Labore. So kann die Fehlerquote gesenkt und gleichzeitig der Prozess für die Mitarbeitenden entlastet werden. Dr. Philipp Westhofen, Laborleiter am CBT, betont die Vorteile der Rückverfolgbarkeit: „Die Transparenz und Verfolgung der Proben-Präanalytik verbessert die Qualität der Laborverfahren, indem sich die Rückverfolgbarkeit des Probenwegs verbessert und die Anzahl von Vorkommnissen verringert.“
Weitere Informationen: https://www.roche.de/diagnostik/produkte-loesungen/digitale-loesungen/navify-sample-tracking/sample-tracking-centrum-fuer-blutgerinnungsstoerungen-und-transfusionsmedizin-bonn-cbt
1Green S.F. „The cost of poor blood specimen quality and errors in preanalytical processes.“ Clin Bio
2 Carraro P, Plebani M. „Errors in a stat laboratory: types and frequencies 10 years later.“ Clin
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