„Handbuch Klinische Sozialarbeit“ gibt Überblick über aktuellen Forschungsstand
Das jetzt erschienene Handbuch führt das aktuelle Wissen über gesundheitsbezogene Sozialarbeit im deutschsprachigen Raum zusammen. Herausgegeben wurde es von sechs Forschenden der Sektion Klinische Sozialarbeit an der Hochschule Coburg und umfasst rund 40 Beiträge von 50 Autoren. „Es geht um die Unterstützung von komplex belasteten Menschen, oft mit gravierenden Erkrankungen, die gleichzeitig in prekären Verhältnissen leben. Sie werden kaum oder gar nicht von der Gesundheitsversorgung und psychosozialen Angeboten erreicht. Sie ringen um ein würdevolles Leben und gesellschaftliche Teilhabe“, sagt Prof. Dr. Silke Brigitta Gahleitner, die für das Buch unter anderem Beiträge zu therapeutischen Interventionen, Angehörigen-Arbeit und die Unterstützung von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen verfasst hat.
Die Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Coburg spielt eine führende Rolle bei der Entwicklung und Etablierung der Klinischen Sozialarbeit als Fachdisziplin im deutschsprachigen Raum. Prof. Dr. Christine Kröger leitet hier den Weiterbildungsmaster „Soziale Arbeit: Klinische Sozialarbeit“, den die Hochschule Coburg gemeinsam mit der Alice Salomon Hochschule Berlin anbietet.
Während die Medizin in erster Linie körperliche Faktoren untersucht und die Psychologie sich eher auf das innerpsychische Geschehen konzentriert, hat Klinische Sozialarbeit den Fokus auf einem weiteren Aspekt, der die Gesundheit stark beeinflusst: soziale Bedingungen und Erfahrungen. Laut Gahleitner fallen insbesondere diejenigen Menschen durchs Raster der Gesundheitsversorgung, die am Rand der Gesellschaft stehen: Menschen mit schweren psychiatrischen oder körperlichen Erkrankungen, pflegende Angehörige, Wohnungslose oder Kinder und Jugendliche, die massiv Gewalt erleben müssen, beispielsweise in ihren Herkunftsfamilien. Aus diesem Grund brauche es zusätzlich zu medizinischer und psychologischer Hilfe auch soziale Unterstützung. „Soziale Bedingungen können die Gesundheit gefährden und krank machen“, sagt Gahleitner, „gelingende soziale Beziehungen dagegen helfen, Belastungen zu bewältigen.“
Gemeinsam mit Betroffenen werden wesentliche soziale Faktoren und Beziehungserfahrungen ermittelt. Welche sozialen Beziehungen wirken unterstützend oder bereichernd? Wo liegen besondere Belastungen? Oft vermag das bereits erste Veränderungen anzustoßen. „Diagnostik und Intervention gehen häufig ineinander über“, so Gahleitner, „das kennen wir auch aus der Medizin und Psychotherapie, wo es entlastend ist, zunächst unklare Beschwerden zu klären: Was ist überhaupt los? Dann kann man intervenieren.“ Ausgangspunkt in der Klinischen Sozialarbeit sei eine feinfühlige Beziehungsgestaltung und Milieuarbeit. Das breite Spektrum sozialklinischer Interventionskonzepte und Methoden wird auch im „Handbuch Klinische Sozialarbeit“ dargestellt.
Das Handbuch bringe laut Gahleitner die Grundlagen der Klinischen Sozialarbeit im deutschsprachigen Raum nun erstmals zusammen. Studierenden der Sozialen Arbeit biete das Buch die Möglichkeit, sich differenziert über Perspektiven Klinischer Sozialarbeit zu informieren. Typische Arbeitsfelder liegen in der Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheitsversorgung, Rehabilitation und Teilhabe, Suchthilfe, Familienberatung und justiznahen Sozialarbeit.
Quelle
Sektion Klinische Sozialarbeit (Hrsg.): Silke Birgitta Gahleitner | Julia Gebrande | Karsten Giertz | Christine Kröger | Dieter Röh | Eva Wunderer: Handbuch Klinische Sozialarbeit. 434 Seiten, Weinheim: Juventa, 2024, 30 Euro.
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