Greve-Preis der Leopoldina geht an Krebsforscher Jochen Guck

von | Okt. 23, 2024 | Allgemein, Forschung, Gesundheit

Für seine grundlegenden Erkenntnisse über die Beweglichkeit von Tumorzellen erhält Prof. Dr. Jochen Guck vom Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts, Erlangen, den Greve-Preis der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina 2024. In der Krebstherapie ist der Umgang mit Metastasen eine der größten Herausforderungen. Metastasierte Verläufe sind zu 90 Prozent verantwortlich für den Tod der Patienten. Es ist wichtig zu verstehen, unter welchen Bedingungen Krebs Metastasen ausbildet, und wie sich diese durch den Körper bewegen. Die mit 250.000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve gestiftet.

Prof. Dr. Jochen Guck, Direktor am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts und Professor für Biologische Optomechanik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. (Quelle: MPG) 
Prof. Dr. Jochen Guck, Direktor am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts und Professor für Biologische Optomechanik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. (Quelle: MPG) 

Als Biophysiker sind Prof. Dr. Jochen Guck vom Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts (MPL) und Prof. Dr. Josef Käs von der Universität Leipzig weltweit führende Wissenschaftler auf dem Gebiet der Krebs-Physik. Mit ihren teils gemeinsamen Forschungsarbeiten untersuchten sie die physikalischen Eigenschaften von Zellen in der Interaktion mit ihrem umgebenden Gewebe. Sie konnten nachweisen, wie Tumorzellen zwischen festem, steifem und flüssigem, weichem Zustand aktiv wechseln, um sich durch das dichte Gewebe des menschlichen Körpers zu bewegen und Metastasen zu bilden. Diese Erkenntnis sorgte für einen Paradigmenwechsel in der Sicht auf Krebszellen und motivierte die Zusammenarbeit mit der Medizinerin Prof. Dr. Bahriye Aktas vom Universitätsklinikum Leipzig, die die Frage einbrachte, welche Grenzen Krebszellen im Körper erfahren.

„Bahriye Aktas, Jochen Guck und Josef Käs zeigen auf beeindruckende Weise, wie interdisziplinäre Grundlagenforschung das Verständnis von Krebserkrankungen maßgeblich erweitern kann“, sagt Leopoldina-Präsident Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug. „Der physikalische Blick auf das Verhalten von Tumorzellen, verbunden mit direkten Erkenntnissen aus der Klinik, hat das Potenzial, völlig neue Behandlungskonzepte gegen Krebs zu entwickeln.“

Am Beispiel Brustkrebs zeigt sich schon jetzt das Potenzial für die Krebsbehandlung. Entscheidend für den Therapieerfolg ist, ob der Krebs metastasiert oder nicht. Bisher ließ sich jedoch nicht zuverlässig vorhersagen, wann ein Tumor Metastasen ausbildet. Käs und Aktas gelang es zusammen mit Prof. Dr. Axel Niendorf, Hamburg, Marker zu identifizieren, die zusammen mit den bisherigen Kriterien deutlich besser auf das Metastasierungspotenzial eines Tumors hinweisen könnten. Dafür nutzten sie biophysikalische Konzepte, an deren grundsätzlicher Idee, dass metastasierende Krebszellen weicher sein müssen, Jochen Guck maßgeblich beteiligt war.

Krebszellen sind lokal im Primärtumor sehr fest und dicht gepackt. Um sich vom ursprünglichen Tumor zu lösen und sich durch den menschlichen Körper zu bewegen, müssen die Krebszellen weicher werden, so dass sich die Krebszellaggregate verflüssigen. Guck hat eine Hochdurchsatzmethode entwickelt, um die Deformierbarkeit von Zellen zu messen (real-time deformability cytometry, RT-DC). Diese Methode ist besonders geeignet, um Wirkstoffe zu finden, die die Krebszellmechanik verändern können, um Metastasen zu verhindern.

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