DGKL und DIVI publizieren gemeinsames Positionspapier

von | Nov 6, 2024 | Allgemein, Forschung, Gesundheit, Politik

Die schnelle Bestimmung und Bewertung von Laborparametern bei Patienten mit akuten lebens- oder organbedrohlichen Erkrankungen in der Notaufnahme oder auf Intensivstationen kann für die Diagnosestellung, den Therapiebeginn und das Ergebnis entscheidend sein. DGKL und DIVI haben daher ein gemeinsames Positionspapier erstellt. Ziel sei es, “die zeitlichen Anforderungen an die Bereitstellung von labormedizinischen Ergebnissen in der Notfall- und Intensivmedizin zu definieren”. Aus der Dringlichkeit lassen sich dem Papier zufolge Anforderungen an Point-of-Care-Testung (POCT) und (zentrales) Labor ableiten.

Symbolbild. Credits: Pixabay
Symbolbild. Credits: Pixabay

Für labormedizinische Einrichtungen der Intensiv- und Notfallmedizin ist die Lektüre ein Muss. Denn die Empfehlungen betreffen konkret die klinisch- chemische Labordiagnostik.

Eine besondere Bedeutung kommt dem Papier zufolge der POCT zu. Diese habe “den klaren Vorteil, dass die TAT stark verkürzt werden kann”. Weiter heißt es dazu in der Publikation:

“Nur die patientennahe Sofortdiagnostik ermöglicht insbesondere für die Erkennung und Behandlung (potenziell) lebensbedrohlicher Zustände eine Befundbereitstellung innerhalb eines so engen Zeitfensters, wie es der klinischen Situation angemessen ist. Für viele andere Parameter kann aber auch ein Zentrallabor im Haus oder auf dem Gelände eine ausreichend schnelle Bereitstellung der Ergebnisse gewährleisten, sofern die dafür erforderlichen organisatorischen Abläufe sichergestellt sind. Prinzipiell kann auch ein Zentrallabor an einem anderen Standort oder ein externes Labor für bestimmte Parameter, die in die Gruppe der dringlichen Fälle fallen, ausreichend sein, solange die vorgegebenen Zeitspannen sicher und zu jeder Zeit eingehalten werden können”.

Die Autoren weisen gleichzeitig auf spezielle Herausforderungen hin: “Für die Bewertung und Anwendung von POCT-Verfahren darf der präanalytische Aufwand in der Probenverarbeitung nicht vernachlässigt werden. Neben der Blutabnahme und dem Befüllen des Analysegeräts können auch Tätigkeiten wie Mischen der Probe, Befüllung spezieller Probenröhrchen oder Pipettierschritte erforderlich sein. Bei einer komplexen Probengewinnung (z. B. Liquorpunktion) ist der Aufwand sowohl, um die Zeit zwischen Indikation und Durchführung gering zu halten, als auch bedingt durch die Schwierigkeit der Maßnahme selbst besonders hoch”.

Bei POCT entfalle in der Regel eine aufwändige Transportlogistik. Dies könne gerade bei instabilen Analyten (z. B. pO2 oder pCO 2) essenziell sein, betonen die Forschenden. Weiterhin bestehe bei POCT ein geringerer Personalbedarf, da keine Personalvorhaltung ausschließlich für die Labortätigkeiten erforderlich sei. Die Bindung von Personal vor Ort dürfe aber nicht vernachlässigt werden.

Allerdings seien bei POCT die Materialkosten pro Bestimmung in der Regel höher. “Es soll hier aber keine ökonomische Betrachtung erfolgen, da eine Abwägung der Personalkosten gegenüber den Materialkosten an verschiedenen Krankenhäusern mit unterschiedlichen Organisationsstrukturen differenziert betrachtet werden muss”, betonen die Autoren. 

Die Ergebnisse der Arbeit: “Es werden 3 Stufen der Dringlichkeit für die Bestimmung der gängigsten Laborparameter anhand der Turnaround Time definiert: Notfall 1, mit einer Turnaround Time von maximal 15 min; Notfall 2, mit einer Turnaround Time von maximal 60 min; dringlicher Fall, mit einer Turnaround Time innerhalb von 4 h. Zusätzlich wird eine Empfehlung zur Bereitstellung der Ergebnisse zur Hauptvisite auf der Intensivstation und der Notaufnahme gegeben”.

Original Paper:

Positionspapier der DGKL und der DIVI zu den Anforderungen an die Laboratoriumsmedizin in der Intensiv- und Notfallmedizin | Medizinische Klinik – Intensivmedizin und Notfallmedizin

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