Biomarker: Neue Kriterien zur Vermeidung der Alzheimer-Überdiagnose

von | Nov 5, 2024 | Allgemein, Forschung, Gesundheit

Die Diagnose der Alzheimer-Krankheit (AD) basiert derzeit weitgehend auf dem Vorhandensein von Biomarkern. Dies kann zu einer problematischen Überdiagnose führen, wenn diese falsch interpretiert werden.

Um diesem Problem entgegenzuwirken, hat ein globales Expertengremium unter der Leitung der Hôpitaux universitaires de Genève (HUG), der Universität Genf und des Spitals Salpêtrière Empfehlungen erarbeitet. Auf der Grundlage einer Sichtung der wissenschaftlichen Literatur plädieren sie dafür, sowohl klinische Anzeichen als auch Biomarker zu berücksichtigen. Dieser neue Ansatz vermeidet die Diagnose einer Alzheimer-Erkrankung bei Personen mit abnormalen Biomarkern , die niemals Gedächtnisstörungen entwickeln werden, und sieht ein auf jede Person zugeschnittenes Überwachungsverfahren vor. Diese Empfehlungen wurden im Journal of the American Medical Association – Neurology (JAMA Neurology) veröffentlicht.

Schon 25 Jahre vor Ausbruch der Krankheit ist bei familiären Varianten eine verstärkte Amyolid-Ablagerung im Gehirn nachweisbar. (Credits: Ron Lach, pexels)
Schon 25 Jahre vor Ausbruch der Krankheit ist bei familiären Varianten eine verstärkte Amyolid-Ablagerung im Gehirn nachweisbar. (Credits: Ron Lach, pexels)

Um die Erforschung dieser Krankheit zu erleichtern, hat eine Gruppe von Wissenschaftlern in den Vereinigten Staaten vor drei Monaten neue, sehr weit gefasste Diagnosekriterien festgelegt. Für sie würde eine AD-Diagnose allein durch das Vorhandensein von Biomarkern wie Amyloid β und Tau-Protein definiert, ohne die Gedächtnisfunktion und andere kognitive Funktionen zu berücksichtigen. Diese Biomarker sind in Liquor, auf PET-Gehirnbildern oder im Blut quantifizierbar und wurden mit der zerebralen Degeneration, die zu Alzheimer führt, in Verbindung gebracht.

Die Empfehlung des internationalen Teams läuft darauf hinaus, Biomarker nicht als Äquivalente von Alzheimer zu betrachten, sondern einfach als Indikatoren für die Ablagerung toxischer Proteine, die mit der Krankheit einhergehen. Diese Nuancierung ermöglicht es den Forschenden zufolge, zwei Kategorien von Personen mit abnormalen Biomarkern zu definieren: solche mit abnormalen Gedächtnistests und solche mit normalen Tests.

“Die erste Gruppe hat Alzheimer, während die zweite Gruppe nur ein erhöhtes Risiko hat, Alzheimer zu entwickeln, aber noch nicht daran erkrankt ist. Sie gelten daher nicht als krank, sondern eher als gefährdet”, teilen die Wissenschaftler mit.

Original Paper:

Alzheimer Disease as a Clinical-Biological Construct—An International Working Group Recommendation | Dementia and Cognitive Impairment | JAMA Neurology | JAMA Network

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