Übergewicht der Mutter programmiert Stoffwechsel der Nachkommen bereits im Mutterleib um

von | Juni 19, 2025 | Forschung, Gesundheit, Nicht kategorisiert

Kinder übergewichtiger Mütter entwickeln häufig Stoffwechselstörungen wie eine Fettleber, selbst wenn sie sich nach der Geburt gesund ernähren. Eine aktuelle Studie der Universität Bonn liefert nun neue Erklärungen für dieses Phänomen. Demnach werden bei fettleibigen Mäusen während der Schwangerschaft bestimmte Zellen in der Leber des Embryos, sogenannte Kupffer-Zellen, dauerhaft umprogrammiert. Diese Makrophagen sind Teil des angeborenen Immunsystems und übernehmen in der Leber nicht nur Abwehrfunktionen, sondern steuern auch die Aktivität der umgebenden Leberzellen.

Leberzellen speichern mehr Lipide (gelb, LD540), wenn sie auf Moleküle treffen, die aus Kupffer-Zellen von Nachkommen fettleibiger Mäuse stammen (rechts, HFDM). Links: Leberzellen, die Faktoren von Nachkommen normalgewichtiger Mütter ausgesetzt waren. | Copyright: Abbildung: AG Mass/Uni Bonn
Leberzellen speichern mehr Lipide (gelb, LD540), wenn sie auf Moleküle treffen, die aus Kupffer-Zellen von Nachkommen fettleibiger Mäuse stammen (rechts, HFDM). Links: Leberzellen, die Faktoren von Nachkommen normalgewichtiger Mütter ausgesetzt waren. | Copyright: Abbildung: AG Mass/Uni Bonn 

Die Forschenden konnten zeigen, dass die Nachkommen übergewichtiger Muttertiere bereits kurz nach der Geburt eine Fettleber entwickelten – unabhängig davon, wie sie sich ernährten. Ursache ist eine molekulare Umprogrammierung der Kupffer-Zellen, die während der Embryonalentwicklung durch Stoffwechselprodukte der Mutter ausgelöst wird. Diese Zellen geben dann Signale ab, die die Leberzellen anweisen, vermehrt Fett aufzunehmen. Zentral für diese Umstellung ist ein sogenannter Transkriptionsfaktor, der als molekularer Schalter fungiert und steuert, welche Gene in den Kupffer-Zellen abgelesen werden.

Entfernten die Forschenden diesen Schalter genetisch während der Schwangerschaft, entwickelten die Nachkommen keine Fettleber. Die Studie legt nahe, dass dieser Mechanismus auch beim Menschen eine Rolle spielen könnte. Die Umprogrammierung der Kupffer-Zellen hat weitreichende Folgen: Die dadurch ausgelöste Fettleber geht mit Entzündungsreaktionen einher, die zum Absterben von Leberzellen und zur Bildung von Bindegewebe (Fibrose) führen können. Im weiteren Verlauf droht ein Funktionsverlust der Leber und ein erhöhtes Risiko für Leberkrebs.

Die Ergebnisse zeigen, dass viele Erkrankungen des Menschen bereits sehr früh im Leben angelegt werden können. An der Studie waren neben der Universität Bonn das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) sowie die Universitäten Wien, Ghent und Shanghai beteiligt. Die Arbeiten wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem European Research Council, der Jürgen-Manchot-Stiftung, dem Boehringer Ingelheim Fonds und der European Molecular Biology Organization gefördert.

Original Paper:

Kupffer cell programming by maternal obesity triggers fatty liver disease | Nature

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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