Pionierin der tierfreien Diagnostik: Prof. Maike Frye erhält Gábor-Szász-Preis

Prof. Dr. Maike Frye, Leiterin der Arbeitsgruppe Vascular Biology am Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), wird heute Abend mit dem Gábor-Szász-Preis der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) ausgezeichnet. Der Preis, der innovative Beiträge an der Schnittstelle von Wissenschaft und diagnostischer Patientenversorgung würdigt, wird im Rahmen der MedLab Awards in Leipzig verliehen. Fryes Arbeit zur vaskulären Biomedizin und der Entwicklung animalfreier Testsysteme markiert einen Paradigmenwechsel in der Laboratoriumsmedizin und steht exemplarisch für die 3R-Prinzipien (Replace, Reduce, Refine).
Als Deutschlands erste und einzige 3R-Professorin seit Januar 2024 verbindet Frye grundlagenwissenschaftliche Expertise mit klinischer Anwendung. Ihr Werdegang umfasst ein Studium der molekularen Biomedizin in Münster und Sydney, eine Promotion 2013 am Max-Planck-Institut in Münster sowie Postdoc-Stationen in Uppsala und Hamburg. Seit 2018 leitet sie am UKE Forschungsprojekte zu thromboinflammatorischen Prozessen und hereditären vaskulären Erkrankungen. Ihre Publikationsliste beeindruckt mit Beiträgen in Top-Journals wie Developmental Cell, Nature Communications und Journal of Clinical Investigation.

In ihrer preisgekrönten Arbeit in Developmental Cell (PMID: 38159569) enthüllt Frye die selektive Rolle der cGMP-abhängigen Phosphodiesterase 2A (PDE2A) bei der Kontaktinhibition lymphatischer Endothelzellen. Durch gezielte Deletion von Pde2a zeigt sie, dass PDE2A für Zell-Zell-Kontakte, Zellzyklusarrest und Klappenbildung im lymphatischen System essenziell ist – ein neuer Mechanismus im Crosstalk zwischen cGMP-, p38- und NOTCH-Signalen, der diagnostische und therapeutische Perspektiven für angeborene Lymphgefäßerkrankungen eröffnet.
Eine weitere Studie (PMID: 39496698) etabliert ein bildbasiertes In-vitro-Testsystem zur Analyse der Thrombogenität bioresorbierbarer Koronarstents. Dieses durchströmungsfähige Modell quantifiziert Plättchenadhäsion an Materialien wie Magmaris-Stents und reduziert Thrombogenität in neueren Generationen, ohne Tierversuche – ein Fortschritt im Sinne der 3R-Prinzipien.
Als Gründungsdirektorin des Hamburg Center for 3R Research (HC3R), das im Sommer 2025 eröffnete, treibt Frye tierfreie, diagnostisch relevante Verfahren voran. Im MedLabPortal wird sie als Visionärin vorgestellt: „Dieser alternative Forschungsansatz bietet eine vielversprechende Möglichkeit, um für viele weitere Zelltypen im menschlichen Körper adaptiert werden zu können. Obwohl mein Forschungsschwerpunkt in der vaskulären Biomedizin liegt, möchte ich durch die Erforschung von interdisziplinären 3R-Ansätzen die verschiedenen Forschungsfelder am UKE im Bereich Tierschutz näher zusammenbringen und transparenter machen“, erklärt Frye. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank lobt: „Fortschritt in der Medizin und verstärkter Tierschutz müssen zusammen gedacht werden. Deshalb gilt es, alternative Forschungsmethoden zu fördern und weiterzuentwickeln.“
Fryes Engagement erstreckt sich auf Nachwuchsförderung: Sie lehrt Labormedizin und unterstützte ihre Mitarbeiterin Dr. Claudia Carlantoni bei der Einwerbung eines Forschungsprojekts. In der Nominierung durch Prof. Dr. Dr. Thomas Renné heißt es: „Wie kaum eine zweite Person in unserer Fachgesellschaft verknüpft Frau Frye wissenschaftliche und diagnostische Themen mit strategischem Weitblick für die Verbesserung der Krankenversorgung.“
Experten sehen in Fryes Ansätzen einen Meilenstein für ethische, patientenzentrierte Forschung, die Tierversuche minimiert und Diagnostik verbessert. Die vollständigen Arbeiten sind unter den genannten PMIDs verfügbar.
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VORGESTELLT: Maike Frye und die drei R – MedLabPortal
Weiterführende Informationen:
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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