Nürnberger Klinikum leitet europaweite Studie zur Schlaganfallversorgung

von | Juli 10, 2025 | Forschung, Gesundheit

Das Klinikum Nürnberg leitet in Kooperation mit dem Universitätsspital Basel eine europaweite Studie zur Verbesserung der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt „GET-FAST“ untersucht, ob Patienten mit schweren Schlaganfällen besser genesen, wenn radiologische Bildgebung und Therapie nach dem „One-Stop“-Prinzip im selben Raum erfolgen. Die Studie startet ab August 2025 und wird von der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität unterstützt.

Die Initiatoren der Studie sind der Chefarzt der Neurologie am Klinikum Nürnberg, der Leiter der Neuroradiologie am Universitätsspital Basel und der Chefarzt der Diagnostischen und Interventionellen Neuroradiologie am Klinikum Nürnberg. Das Klinikum Nürnberg behandelt jährlich 2000 Schlaganfälle in einer der größten Stroke Units Deutschlands und will mit der Forschung die Versorgung weiter optimieren. Das Ziel ist eine Minimierung der Zeit bis zum Behandlungsbeginn bei gleichbleibender diagnostischer Sicherheit.

Die beiden Chefärzte Univ.-Prof. Dr. Jan Liman (re., Neurologie) und Dr. Markus Holtmannspötter (Neuroradiologie) wollen bei der Versorgung schwerer Schlaganfälle durch Umorganisation noch mehr Zeit gewinnen und so die Prognose verbessern. | Copyright: Klinikum Nürnberg
Die beiden Chefärzte Univ.-Prof. Dr. Jan Liman (re., Neurologie) und Dr. Markus Holtmannspötter (Neuroradiologie) wollen bei der Versorgung schwerer Schlaganfälle durch Umorganisation noch mehr Zeit gewinnen und so die Prognose verbessern. | Copyright: Klinikum Nürnberg

Bei der Schlaganfallbehandlung ist Zeit entscheidend, da eine frühere Intervention die Erholung des Hirngewebes begünstigt und Behinderungen verringert. Beim ischämischen Schlaganfall, der häufigsten Form, soll die Zeit vom Eintreffen in der Notaufnahme bis zur mechanischen Thrombektomie nicht mehr als 60 Minuten betragen. Für die Entscheidung zur Thrombektomie ist eine Computertomographie notwendig, um Gefäßverschlüsse zu erkennen und Hirnblutungen auszuschließen. Üblicherweise folgt nach der CT der Transport in eine Angiographieanlage für die Gerinnselentfernung. Moderne Angiographieanlagen ermöglichen die CT-Diagnostik vor Ort, wodurch Transporte und Umlagerungen entfallen und Schnittstellen reduziert werden.

Am Klinikum Nürnberg bestehen alle technischen Voraussetzungen für diesen Ablauf, und interne Prozesse wurden mit der Anästhesie angepasst. Erwartet wird eine Verkürzung der Behandlungszeit um 20 bis 30 Minuten, was die Genesungschancen steigert. Jede 30-minütige Verzögerung mindert die Wahrscheinlichkeit um zehn Prozent, dass Patienten nach dem Schlaganfall selbstständig bleiben. Die Studie erfasst den funktionellen Zustand der Teilnehmer 90 Tage nach dem Ereignis.

Einzelstudien haben positive Effekte der Umorganisation gezeigt, doch fehlt der Beleg durch große randomisierte Multicenter-Studien. An „GET-FAST“ beteiligen sich acht Kliniken und Universitätskliniken in Deutschland, der Schweiz und Finnland mit rund 400 Patienten. Nach drei Jahren sollen Ergebnisse vorliegen. Bei Überlegenheit des „One-Stop“-Managements könnten die Ergebnisse europaweite Behandlungsprotokolle beeinflussen.

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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