Metalle aus Gelenkimplantaten im Nervenwasser nachweisbar

von | Mai 8, 2025 | Forschung, Gesundheit, Nicht kategorisiert

Eine neue Studie der Universitätsmedizin Greifswald und der Charité – Universitätsmedizin Berlin, veröffentlicht im Fachjournal JAMA Network Open, zeigt, dass Metalle aus künstlichen Gelenkimplantaten nicht nur ins Blut, sondern auch ins Nervenwasser (Liquor) gelangen können. Besonders das Metall Cobalt wurde in erhöhten Konzentrationen im Nervenwasser von Patienten mit Endoprothesen nachgewiesen. Ob dies Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem hat, soll in weiteren Untersuchungen geklärt werden.

Symbolbild. Credits: Pexels
Symbolbild. Credits: Pexels

Die Studie wurde durch frühere Fallberichte angeregt, die vor über zehn Jahren Symptome wie Seh- und Hörstörungen, Herz-Kreislauf-Probleme oder Funktionsstörungen des zentralen Nervensystems mit erhöhten Cobaltwerten im Blut in Verbindung brachten. Diese Beschwerden traten vor allem bei Patienten mit Hüftendoprothesen auf, die sogenannte Metall-Metall-Gleitpaarungen verwendeten. Solche Berichte sorgten für Verunsicherung bei Patienten mit Gelenkimplantaten, auch wenn diese andere Materialkombinationen nutzen. Ziel der Studie war es daher, zu prüfen, ob Metalle aus Endoprothesen überhaupt in die Hirnflüssigkeit gelangen können.

Zwischen April 2018 und November 2019 wurden 204 Patienten an der Charité untersucht, davon 102 mit verschiedenen Gelenkimplantaten und 102 ohne Prothesen als Kontrollgruppe. Seit 2020 setzte ein Teil des Forschungsteams die Arbeit an der Universitätsmedizin Greifswald fort. Das interdisziplinäre Team aus Orthopäden, Neurologen, Anästhesisten, Labormedizinern und Grundlagenforschern analysierte Blut-, Serum- und Liquorproben auf Metalle wie Cobalt, Chrom, Titan, Niob und Zirkonium. Dabei wurde untersucht, ob die Metallkonzentrationen mit dem Implantattyp zusammenhängen.

Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten mit Gelenkimplantaten höhere Metallkonzentrationen im Blut aufweisen. Erstmals wurde zudem nachgewiesen, dass Cobalt in erhöhten Mengen im Nervenwasser vorliegt, was darauf hindeutet, dass dieses Metall die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann. Welche Faktoren diesen Prozess beeinflussen und ob dies zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt, bleibt unklar. Die Studie konnte keine direkte Kausalität zwischen Metallbelastung und klinischen Symptomen belegen, hebt jedoch die Notwendigkeit weiterer Forschung hervor, insbesondere in Zusammenarbeit mit Neurologie und Versorgungsepidemiologie.

Für die medizinische Praxis wird empfohlen, dass Hausärzte und Neurologen bei Patienten mit Endoprothesen und neu auftretenden, sonst ungeklärten neurologischen Symptomen an eine mögliche Metallexposition denken. In solchen Fällen könnten erweiterte diagnostische Untersuchungen sinnvoll sein. Die Studienergebnisse unterstreichen die Bedeutung regelmäßiger Nachsorgeuntersuchungen für Patienten mit Metallimplantaten, um potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen.

Original Paper:

Metal Concentrations in Blood and Cerebrospinal Fluid of Patients With Arthroplasty Implants | Orthopedics | JAMA Network Open | JAMA Network


Redaktion: X-Press Journalistenbürö GbR

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