H5N1: Vielfältige Impfstoffplattformen gegen Vogelgrippe sollen Pandemie verhindern
Die in der von Experten begutachteten Fachzeitschrift Human Vaccines & Immunotherapeutics veröffentlichten Ergebnisse kommen nach Meinung der Autoren “zur rechten Zeit, nachdem letzte Woche (Mittwoch, der 22. Mai 2024, Anmerkung der Redaktion) bekannt wurde, dass der Vogelgrippestamm H5N1 zum zweiten Mal von Rindern in Amerika auf den Menschen übergesprungen ist”.
Die Vogelgrippe wurde erstmals im März bei Rindern in den USA festgestellt. Seitdem hat sich dieser Stamm hauptsächlich von Kuh zu Kuh verbreitet, und Wissenschaftler haben sehr hohe Virusmengen in Rohmilch entdeckt. Allerdings gilt pasteurisierte Milch als sicher, da sie zwar virale RNA, aber kein infektiöses Virus aufweist. Bislang ist jedoch bekannt, dass sich zwei Menschen mit dem Vogelgrippevirus infiziert haben. Beide Patienten – US-Landwirte – berichteten nur über Augensymptome und erholten sich nach einer Behandlung vollständig.
Im Zusammenhang mit dem zweiten Infektionsfall hat die CDC eine Erklärung veröffentlicht, in der sie erklärt, dass sie die Influenza-Überwachungssysteme, insbesondere in den betroffenen Bundesstaaten, genauestens überwacht hat.
“Es gab keine Anzeichen für eine ungewöhnliche Influenza-Aktivität bei Menschen, auch nicht bei der syndromalen Überwachung”, heißt es dort.
Die Befürchtung ist jedoch, dass sich H5N1 durch weitere Mutationen eines Tages leicht auf den Menschen übertragen kann.
Die Ergebnisse der jetzt publizierten Forschungsarbeit, die von einem Team an der Universität von Georgia (USA) durchgeführt wurde, sind deutlich: Impfstoffe seien “nach wie vor unser wichtigster Schutz gegen die potenzielle Ausbreitung von Vogelgrippeviren wie dem H5N1”
“Die Subtypen H5N1, H7N9 und H9N2 des Vogelgrippevirus stellen eine doppelte Bedrohung dar, da sie nicht nur der weltweiten Geflügelindustrie erhebliche wirtschaftliche Verluste zufügen, sondern aufgrund der dokumentierten Spillover-Ereignisse und Fälle beim Menschen auch ein dringendes Problem für die öffentliche Gesundheit darstellen”, erklärt der Hauptautor Flavio Cargnin Faccin, der zusammen mit seinem Mentor Daniel Perez von der University of Georgia, USA, die aktuelle Forschungslandschaft im Bereich der Humanimpfstoffe gegen diese Vogelgrippe analysierte.
Sein Team untersuchte Studien zu Impfstoffen, die an Mäusen, Frettchen und nichtmenschlichen Primaten getestet wurden, sowie klinische Versuche mit Vogelgrippeimpfstoffen beim Menschen. Zudem bewerteten die Forschenden sowohl etablierte Plattformen, als auch “vielversprechende neue Richtungen”.
Die durchgeführte Untersuchung zeige, dass inaktivierte Impfstoffe eine sichere und erschwingliche Option sind, die in erster Linie die humorale Immunität aktivieren – den Teil unseres Immunsystems, der Antikörper produziert.
Attenuierte Influenza-Lebendimpfstoffe (LAIV) sind dafür bekannt, dass sie eine breitere Immunreaktion auslösen als inaktivierte Impfstoffe und nicht nur die Antikörperproduktion, sondern auch die Schleimhaut- und Zellabwehr aktivieren. In dieser Übersichtsarbeit gehen die Autoren davon aus, dass diese breitere Reaktion einen größeren Schutz bieten könnte. Allerdings seien weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die potenziellen Vorteile sowohl für den Menschen als auch für die Landwirtschaft vollständig zu verstehen und nutzbar zu machen.
In der Studie wurden auch Alternativen wie virusähnliche Partikelimpfstoffe (VLP) und Boten-RNA-Impfstoffe (mRNA) untersucht, die in jüngerer Zeit auf den Markt gekommen sind. Obwohl es für VLP-Impfstoffe gegen die Vogelgrippe nur begrenzte klinische Studiendaten beim Menschen gibt, waren die Ergebnisse von Studien an Mäusen und Frettchen laut Studienautoren “vielversprechend”. mRNA-Impfstoffe gegen die Vogelgrippe-Subtypen H5N1 und H7N9 lösten bei Mäusen und Frettchen ebenfalls eine schnelle und starke Immunreaktion aus.
“Obwohl es nur wenige Daten beim Menschen gibt, waren die Ergebnisse einer Phase-1-Studie mit einem H7N9-mRNA-Impfstoff bei gesunden Menschen ermutigend”.
Insgesamt schlägt das Team vor, dass “die Erforschung und der Einsatz eines breiten Spektrums von Impfstoffplattformen” entscheidend für die Verbesserung der Pandemiebereitschaft und die Eindämmung der Bedrohung durch Vogelgrippeviren sein wird.
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