Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Depressionen im Teenageralter sind in London doppelt so groß wie in Tokio

von | März 19, 2025 | Forschung, Gesundheit, Nicht kategorisiert

Die in der Fachzeitschrift The Lancet Child & Adolescent Health veröffentlichte Studie zielte darauf ab, durch den Vergleich großer Stichproben von 11- bis 16-Jährigen in London und Tokio im Laufe der Zeit solide Einblicke in den Verlauf der psychischen Gesundheit von Jugendlichen in zwei unterschiedlichen kulturellen Kontexten zu gewinnen. Bei den beiden Studien handelt es sich um die Tokyo Teen Cohort (TTC) und die Resilience Ethnicity and AdolesCent Mental Health (REACH)-Kohorten aus Südlondon. Beide Gruppen sammelten Daten im Zeitraum 2014 bis 2020 und zu drei verschiedenen Zeitpunkten, als die Teenager älter wurden. Die Forscher verwendeten den Short Mood and Feelings Questionnaire (SMFQ), um depressive Symptome zu messen.   

Die BÄK fordert von der Bundesregierung ein Suizidpräventionsgesetz. Symbolbild. Credits: Pixabay
Die BÄK fordert von der Bundesregierung ein Suizidpräventionsgesetz. Symbolbild. Credits: Pixabay

In beiden Gruppen gab es einen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen im Teenageralter in Bezug auf das durchschnittliche Ausmaß der depressiven Symptome, und dieser Unterschied vergrößerte sich von Jahr zu Jahr. In der Londoner Stichprobe setzte der geschlechtsspezifische Unterschied etwas früher ein (mit 11-12 Jahren) als in der Tokioter Stichprobe, wo er zwischen 11 und 14 Jahren auftrat, und die durchschnittliche Veränderungsrate der depressiven Symptome pro Jahr war bei den Londoner Mädchen etwa viermal so hoch wie bei den Mädchen in Tokio. Im Alter von 16 Jahren war der Unterschied bei den depressiven Symptomen zwischen Jungen und Mädchen in London etwa doppelt so groß wie in Tokio. Das durchschnittliche Niveau der depressiven Symptome bei Jungen im Teenageralter in Tokio nahm zwischen dem 11. und 16. Lebensjahr ab, während es bei Jungen in London im Laufe der Zeit leicht anstieg, ähnlich wie bei den Mädchen im Teenageralter in Tokio.  

Die Erstautorin Dr. Gemma Knowles, Dozentin für Epidemiologie und psychische Gesundheit von Jugendlichen am IoPPN, King’s College London, sagte dazu: “Unsere Studie legt nahe, dass Mädchen etwa ab dem frühen Jugendalter sowohl in Tokio als auch in London häufiger an Depressionen leiden als Jungen. Aber die Unterschiede sind größer, beginnen etwas früher und nehmen in London schneller zu. Diese Ergebnisse legen nahe, dass wir gängige Vorstellungen über geschlechtsspezifische Unterschiede bei der psychischen Gesundheit überdenken und in Frage stellen müssen – zum Beispiel die Vorstellung, dass Mädchen von Natur aus oder zwangsläufig eher mit ihrer emotionalen Gesundheit zu kämpfen haben – und dass wir die Zusammenhänge und Bedingungen verstehen müssen, die es Mädchen und jungen Menschen im Teenageralter ermöglichen, erfolgreich zu sein.”

Der Global Gender Gap Index (GGGI) – ein Index zur Messung der Gleichstellung der Geschlechter – listet das Vereinigte Königreich derzeit auf Platz 15 von 149 Ländern, während Japan auf Platz 125 rangiert. Die Erkenntnisse junger Mitforscher aus beiden Städten deuten jedoch darauf hin, dass soziale Einflüsse eine Rolle spielen, die in diesen Indizes nicht erfasst werden. So übernehmen Mädchen im Teenageralter in London möglicherweise schon in einem jüngeren Alter Rollen und Verantwortung als Erwachsene, und in Tokio gibt es ein geringeres Maß an Gewalt und Kriminalität. Auch die sozioökonomischen und politischen Trends zwischen den beiden Orten könnten zu den Unterschieden beitragen.

Original Paper:

Trajectories of depressive symptoms among young people in London, UK, and Tokyo, Japan: a longitudinal cross-cohort study – The Lancet Child & Adolescent Health

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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