Elektronische Patientenakte in Ostdeutschland: Viel Potenzial, geringe Nutzung

von | Aug. 7, 2025 | Gesundheit, Politik

100 Tage nach ihrer bundesweiten Einführung am 29. April 2025 verzeichnet die elektronische Patientenakte (ePA) in Deutschland nur langsame Fortschritte bei der Akzeptanz. Laut einer dpa-Befragung bei der Techniker Krankenkasse (TK), den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) und der Barmer nutzen lediglich 1,2 Millionen von 44 Millionen gesetzlich Versicherten ihre ePA aktiv. Eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag von Pharma Deutschland bestätigt diesen Trend: In Ostdeutschland kennen rund 72 Prozent der Befragten die ePA, ein Wert, der seit April unverändert ist. Der Anteil der aktiven Nutzer ist in den letzten 100 Tagen von 11,9 auf 15,9 Prozent gestiegen, bleibt jedoch niedrig.

Innerhalb Ostdeutschlands gibt es regionale Unterschiede: Thüringen weist mit 11,3 Prozent die geringste Nutzung auf, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (14,1 Prozent) und Sachsen-Anhalt (15,7 Prozent). Berlin liegt mit 16 Prozent knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 16,2 Prozent, während Sachsen (17,6 Prozent) und Brandenburg (18 Prozent) diesen übertreffen. Der Landesverband Ost steht mit 15,9 Prozent an zweiter Stelle hinter dem Landesverband Nord (17 Prozent).

Symbolbild. Credits: Andrea Piacquadio/ Pexels
Symbolbild. Credits: Andrea Piacquadio/ Pexels

Pharma Deutschland identifiziert Hürden wie komplizierte Registrierungsprozesse, technische Probleme und mangelnde Informationen als Hauptgründe für die geringe Nutzung. Viele Versicherte sind zudem mit digitalen Gesundheitsanwendungen noch nicht vertraut und zeigen Unsicherheiten. Der Landesverband Ost betont die Notwendigkeit, den praktischen Nutzen der ePA stärker zu kommunizieren, um die Lücke zwischen Bekanntheit und Nutzung zu schließen. Ein kontinuierliches Informationsangebot sei entscheidend, um den Mehrwert – wie die Vermeidung von Doppeluntersuchungen, Entlastung von Arztpraxen und mehr Transparenz für Patienten – zu verdeutlichen.

Die ePA gilt als Schlüssel für die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens. Langfristig soll sie die Versorgung effizienter und individueller gestalten, indem sie Gesundheitsdaten zentralisiert und vernetzt. Pharma Deutschland fordert eine patientenorientierte Weiterentwicklung, um Versorgung, Prävention und Forschung besser zu integrieren. Die Umfrage, durchgeführt vom 1. bis 31. Juli 2025 mit 5.000 Befragten, ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren (statistischer Fehler: 2,5 Prozent).

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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