Neue Hoffnung für Alzheimer-Diagnostik: Life Molecular Imaging forscht an Neuroinflammation-Bildgebung

Die Entwicklung innovativer Diagnoseverfahren für die Alzheimer-Krankheit steht im Fokus einer neuen Forschungsinitiative von Life Molecular Imaging (LMI), die durch eine Investition der Alzheimer’s Drug Discovery Foundation (ADDF) unterstützt wird. Mit einer Förderung von 2,16 Millionen US-Dollar über drei Jahre treibt LMI die Entwicklung eines neuartigen PET-Bildgebungsmittels voran, das auf die Visualisierung von Neuroinflammation abzielt. Das Projekt, eine Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München und dem Barcelona Beta Brain Research Center (BBRC) in Spanien, untersucht die Rolle von Neuroinflammation bei Alzheimer und könnte die Diagnostik und das Verständnis der Krankheit entscheidend voranbringen.
Das Bildgebungsmittel, bekannt als [18F]F-DED, ist ein F18-markiertes Molekül, das gezielt an das Enzym Monoaminoxidase B (MAO-B) bindet, welches bei reaktiven Astrozyten – einem Marker für Neuroinflammation – verstärkt aktiv ist. Neuroinflammation gilt als ein zentraler pathologischer Mechanismus bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, Bewegungsstörungen und Multipler Sklerose. Durch die Visualisierung der Astrozytenaktivität könnte [18F]F-DED helfen, die räumliche und zeitliche Dynamik von Entzündungsprozessen im Gehirn zu entschlüsseln und deren Zusammenhang mit etablierten Alzheimer-Biomarkern, wie der Tau-Pathologie, besser zu verstehen. Besonders vielversprechend ist das Potenzial, Unterschiede zwischen sporadischen und genetisch bedingten Formen der Alzheimer-Krankheit zu beleuchten und die Rolle von Neuroinflammation in frühen und späten Krankheitsstadien zu klären.
Die bisherigen Herausforderungen in der PET-Bildgebung von Neuroinflammation lagen in genetischen Polymorphismen, die die Bindung von Liganden beeinflussen und zu uneinheitlichen Ergebnissen führen. Das neue Projekt zielt darauf ab, diese Hürden zu überwinden, indem es ein zuverlässigeres Bildgebungsmittel entwickelt, das präzise und konsistente Daten liefert. Durch die Kombination von Daten aus verschiedenen Alzheimer-Kohorten, die an der LMU und dem BBRC untersucht werden, wollen die Forschenden die Komplexität des Krankheitsverlaufs besser verstehen. Die Zusammenarbeit vereint Expertise aus Neurologie, Nuklearmedizin, Psychiatrie sowie Schlaganfall- und Demenzforschung, was eine interdisziplinäre Herangehensweise ermöglicht.
Life Molecular Imaging, ein radiopharmazeutisches Unternehmen und Teil der Life Healthcare Group, ist auf die Entwicklung innovativer PET-Radiopharmaka für neurodegenerative und kardiovaskuläre Erkrankungen spezialisiert. Mit [18F]F-DED setzt LMI auf ein deuteriertes Deprenylderivat, das gezielt an Regionen mit erhöhter MAO-B-Aktivität bindet, um Entzündungsprozesse im Gehirn sichtbar zu machen. Das Ziel ist es, die Früherkennung und Charakterisierung von Alzheimer zu verbessern, was zu besseren therapeutischen Ansätzen und einer höheren Lebensqualität für Betroffene führen könnte. Die Life Healthcare Group, an der Johannesburg Stock Exchange notiert, bringt über vier Jahrzehnte Erfahrung im Gesundheitssektor ein und betreibt weltweit Einrichtungen in der Akutversorgung, Onkologie und molekularen Bildgebung.

Die Förderung durch die ADDF unterstreicht die Bedeutung des Projekts. Die 1998 gegründete Stiftung ist die einzige gemeinnützige Organisation, die sich ausschließlich auf die Finanzierung von Alzheimer-Medikamenten konzentriert. Mit einem Venture-Philanthropie-Modell hat die ADDF bisher über 370 Millionen US-Dollar in 765 Forschungsprogramme in 21 Ländern investiert und Meilensteine wie den ersten Alzheimer-PET-Scan und Bluttest mitentwickelt. Die Unterstützung für [18F]F-DED zeigt das Vertrauen der ADDF in das Potenzial der PET-Bildgebung, neue Erkenntnisse über die Alzheimer-Krankheit zu gewinnen und die klinische Versorgung zu verbessern.
Die Zusammenarbeit zwischen LMI, LMU und BBRC zielt darauf ab, die Rolle von Neuroinflammation als potenziellen Treiber der Krankheitsprogression, insbesondere der Ausbreitung von Tau-Proteinen, zu untersuchen. Astrozyten, die bei Neuroinflammation aktiviert werden, könnten eine Schlüsselrolle dabei spielen, wie sich pathologische Prozesse im Kortex ausbreiten. Durch die Entwicklung eines nicht-invasiven Bildgebungsverfahrens hoffen die Forschenden, die Aktivität dieser Zellen präzise darzustellen und so neue Ansätze für die Diagnostik und Therapie zu eröffnen. Die Integration von [18F]F-DED in die klinische Praxis könnte Ärzten helfen, den Krankheitsverlauf besser zu überwachen und personalisierte Behandlungsstrategien zu entwickeln.
Das Projekt steht noch am Anfang, doch die Erwartungen sind hoch. Die Forschenden planen, die räumlichen und zeitlichen Muster der Neuroinflammation in verschiedenen Stadien der Alzheimer-Krankheit zu analysieren und mit anderen Biomarkern wie Amyloid-Plaques und Tau-Veränderungen zu vergleichen. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, die Lücke zwischen frühen und späten Krankheitsphasen zu schließen und die Entwicklung zielgerichteter Therapien zu beschleunigen. Langfristig könnte [18F]F-DED nicht nur für Alzheimer, sondern auch für andere neurodegenerative Erkrankungen mit neuroinflammatorischen Komponenten relevant werden.
Papers
1. Nag S, Fazio P, Lehmann L, et al. In Vivo and In Vitro Characterization of a Novel MAO-B Inhibitor Radioligand, 18F-Labeled Deuterated Fluorodeprenyl.J Nucl Med. 2016;57(2):315-320. doi:10.2967/jnumed.115.161083
2. Ballweg A, Klaus C, Vogler L, et al. [18F]F-DED PET imaging der reaktiven Astrogliose bei neurodegenerativen Erkrankungen: präklinischer Wirksamkeitsnachweis und erste Daten beim Menschen.J Neuroinflammation. 2023;20(1):68. Veröffentlicht 2023 Mar 11. doi:10.1186/s12974-023-02749-2
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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