Pionierstudie erfasst Verletzungen im deutschen Frauenfußball
Seit der Saison 2023/24 führt das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) im Auftrag der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) eine bundesweite Datenerhebung zu Verletzungen und Erkrankungen im deutschen Frauenfußball durch. Ziel ist es, erstmals umfassende epidemiologische Daten zu sammeln, um geschlechtsspezifische Präventions- und Therapiekonzepte zu entwickeln. Die Studie, geleitet von Prof. Dr. Volker Alt und Dr. Lorenz Huber, erfasst systematisch alle ausfallrelevanten Verletzungen und Erkrankungen in der Frauen-Bundesliga und 2. Bundesliga.
Die neuartige Datenbank dokumentiert Verletzungsmuster und Risikofaktoren unter höchsten Datenschutz- und Ethikstandards. Nach der ersten Saison wurden über 500 Fälle registriert, wobei Verletzungen 75 Prozent der Ausfälle verursachen, während Erkrankungen wie Atemwegs- oder Magen-Darm-Infektionen für ein Viertel verantwortlich sind. Besonders Knieverletzungen, vor allem Kreuzbandrupturen, treten häufig auf und führen zu langen Ausfallzeiten. Frauen haben ein vierfach höheres Risiko für Kreuzbandverletzungen als Männer und benötigen längere Rehabilitationszeiten. Bei Gehirnerschütterungen zeigt die Studie eine vorbildliche Umsetzung von Ruhephasen und stufenweisem Wiedereinstieg.

Die Studie umfasst auch eine Vergleichsgruppe aus dem Amateurfußball sowie Videoanalysen, die zwei spezifische Verletzungsmuster am Sprunggelenk im Frauenfußball identifizierten, insbesondere kontaktlose Umknickverletzungen mit hohem Präventionspotenzial. Mit den Ergebnissen will die VBG gezielte Präventionsmaßnahmen entwickeln, um Verletzungsrisiken zu senken und die Karrieren der Spielerinnen zu schützen. Die fortschreitende Professionalisierung des Frauenfußballs macht diese Maßnahmen dringend notwendig, da immer mehr Spielerinnen unter den Versicherungsschutz der VBG fallen.
Das UKR, seit 15 Jahren als FIFA Medical Center of Excellence zertifiziert, verfügt über langjährige Erfahrung in der Fußballmedizin. Es führt bereits ein vergleichbares Bundesligaregister für den Männerfußball und kooperiert seit zehn Jahren mit dem Bayerischen Fußballverband. Die Studie markiert einen Meilenstein für die Gesundheitsvorsorge im Frauenfußball und legt die Grundlage für nachhaltige Präventionsstrategien.
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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