WHO-Bericht: Einsamkeit als globale Gesundheitsgefahr

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals einen Bericht über die gesundheitlichen Folgen von Einsamkeit veröffentlicht, der die schwerwiegenden Risiken unfreiwilligen Kontaktmangels hervorhebt. Laut WHO ist Einsamkeit weltweit für etwa 880.000 Todesfälle jährlich verantwortlich. Dr. Alexia Zurkuhlen, Vorstandsvorsitzende des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA), betont, dass das Thema in Deutschland über alle Generationen hinweg unterschätzt wird und fordert eine stärkere Berücksichtigung von Einsamkeit in der Prävention.
Der Bericht der WHO, basierend auf weltweiten Studien, zeigt, dass Einsamkeit das Risiko für vorzeitigen Tod um etwa 30 Prozent erhöht, insbesondere in wohlhabenden Ländern. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 30 Prozent, für kognitiven Abbau im Alter um etwa 15 Prozent und für Alzheimer um bis zu 70 Prozent. Ein klarer Zusammenhang besteht auch zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Abhängigkeitserkrankungen und Suizidalität.

Der Deutsche Alterssurvey, ausgewertet vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA), ergab überraschende Erkenntnisse: Jede elfte Person ab 43 Jahren fühlt sich „sehr einsam“, wobei die 43- bis 55-Jährigen einsamer sind als Menschen ab 76 Jahren. Besonders betroffen ist die „Sandwich-Generation“, die zwischen Beruf, Kindererziehung, familiären Verpflichtungen und oft der Pflege von Angehörigen steht. Alleinerziehende und pflegende Personen sind besonders vulnerabel. Der sozioökonomische Status, gemessen an Einkommen und Erwerbsstatus, spielt ebenfalls eine Rolle.
Zurkuhlen betont, dass Einsamkeit nicht mit Alleinsein gleichzusetzen ist, sondern ein schmerzhaftes, subjektives Empfinden beschreibt, das gesellschaftlich tabuisiert wird. Sie fordert einen offensiveren Umgang mit dem Thema und präventive Maßnahmen, etwa durch Einbindung von Praxen, Apotheken, Beratungsstellen und Vereinen. Ehrenamtliches Engagement könnte helfen, soziale Kontakte zu fördern. „Einsamkeitsfallen müssen aktiv aufgebrochen werden“, so Zurkuhlen, um die vielfältigen Auswirkungen auf Psyche, Körper und soziales Verhalten zu bekämpfen.
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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