Update zur Leitlinie “Fetale Wachstumsrestriktion” soll zu verbesserter Behandlung beitragen

von | Okt 16, 2024 | Allgemein, Forschung, Gesundheit

In dem nun vorliegenden Update der Leitlinie „Fetale Wachstumsrestriktion“ (ehemals „Intrauterine Wachstumsrestriktion“) werden unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) wissenschaftliche Fachinformationen vorgelegt, um beteiligte Professionen im Umgang mit dieser Schwangerschaftskomplikation zu unterstützen.

Die fetale Wachstumsrestriktion (FGR, fetal growth restriction) ist eine häufige Schwangerschaftskomplikation, die mit einer Vielzahl von perinatalen Komplikationen assoziiert ist. Bei einer vorliegenden FGR erreicht der Fetus aufgrund einer zugrundeliegenden Pathologie sein genetisch vorgegebenes Wachstumspotential nicht. Ursachen für eine FGR können zwischen mütterlich, plazentar sowie fetal unterschieden werden. Eine FGR frühzeitig zu erkennen ist von großer Bedeutung, da sowohl der Verlauf der Schwangerschaft als auch das neonatale Ergebnis wesentlich beeinflusst werden könne.

Die Fetale Wachstumsresektion betrifft fünf bis zehn Prozent aller Schwangerschaften und wird mit einer hohen Morbidität und Mortalität assoziiert. (Credits: pixabay)
Die Fetale Wachstumsresektion betrifft fünf bis zehn Prozent aller Schwangerschaften und wird mit einer hohen Morbidität und Mortalität assoziiert. (Credits: pixabay)

Bislang bestehen Unklarheiten in der Diagnostik – vor allem in der Frage, wann eine eindeutige FGR vorliegt. Aus diesem Grund wurde nun unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG), der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) sowie der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) eine S2k-Leitlinie zur Fetalen Wachstumsrestriktion erarbeitet. Ziel ist esi, stets zwischen small for gestational age (SGA) und FGR unterscheiden zu können. Im Gegensatz zu FGR liegt bei SGA-Feten lediglich ein Gewicht am unteren Ende der Normalverteilung vor, was nicht unbedingt mit dem pathologischen Wachstum einhergeht. So werden bei diesem Befund auch kleine Kinder eingeschlossen, die nicht zwangsläufig von einer erhöhten perinatalen Morbidität betroffen sind.

Um genau zu diagnostizieren, wird der Blick der Ärzte auf Perzentile gelegt, welche das Maß einer nach Rang- bzw. Größenordnung verteilten Statistik beschreibt. Liegt ein Fetus unterhalb der 10. Perzentile, wird er meistens als SGA-Fetus eingeordnet. Die Wahrscheinlichkeit für eine vorliegende FGR ist umso höher, je geringer die Perzentile des jeweiligen fetalen Wachstums ist. Da SGA-Feten mit einem Schätzgewicht bzw. Abdomenumfang unter der 3. Perzentile ein höheres perinatales Risiko für Morbidität und Mortalität haben, wird dieser Wert als Definitionskriterium für FGR gesetzt.

In einer ausführlichen Anamnese sollen Schwangere in jedem Fall auf potentielle Risikofaktoren für das Auftreten einer FGR untersucht werden. Falls Faktoren vorliegen, sollten weitere diagnostische Untersuchungen durchgeführt oder angeboten werden. Um eine engmaschige Überwachung bei bestehendem Verdacht auf FGR sicherstellen zu können, ist eine umfangreiche Anamneseerhebung essentiell. Klinische Untersuchungen und apparative Diagnostik sollen in weiteren Schritten dabei helfen, eine FGR endgültig auszuschließen oder zu bestätigen.

Im Rahmen der weiteren Diagnostik betrachten Experten verschiedene Möglichkeiten: Im Abstand von vier Wochen soll eine Kontrolle des Fundusstandes erfolgen. In den letzten zwei Monaten der Schwangerschaft soll die Zeitspanne auf zwei Wochen verringert werden. Das anamnestische Gestationsalter soll anhand der gemessenen Scheitel-Steiß-Länge evaluiert werden. Eine sonographische Feindiagnostik sowie eine genetische und infektiologische Abklärung gehören zur differentialdiagnostischen Abklärung. Wesentlich in der Diagnostik und Überwachung ist die Dopplersonographie. Sie ist für die Überwachung der FGR neben der computerisierten Kardiotokographie (cCTG) unerlässlich, weil anhand dieser die perinatalen Ergebnisse verbessert werden können.

Anhand ausführlicher Beratungsgespräche sollen sämliche Zusammenhänge mit der Diagnose der FGR dargelegt werden. Individuelle, medizinische, psychische und soziale Fragen der Patientinnen stehen dabei im Vordergrund. In den Gesprächen sollte über den individuellen Verlauf sowie weitere Konsequenzen der Schwangerschaftskomplikation FGR aufgeklärt werden. Weitere Themen der Aufklärung sollten mögliche Ursachen sowie Kurz- und Langzeitfolgen, das Wiederholungsrisiko und gegebenenfalls weitere diagnostische Untersuchungen sein. Hinzuweisen sei dabei laut der Leitlinie auch auf erhöhte Risiken für kardiovaskuläre Erkrankungen für Mutter und Kind und das Wiederholungsrisiko für eine erneute FGR in der Folgeschwangerschaft.

Die Entscheidungsfindung während der Behandlung sollte auf Basis eines gemeinsamen Prozesses der Ärzte mit den Patientinnen erfolgen. Die wichtigsten Ergebnisse der Aufklärungs- und Beratungsgespräche sind jeweils transparent zu dokumentieren. Zudem könnte eine zusätzliche psychologische, psychosoziale oder seelsorgerische Betreuung für Schwangere oder werdende Eltern hilfreich sein.

Hinsichtlich der Wahl des Entbindungsortes sollten potenzielle neonatale Risiken im Zusammenhang mit FGR bedacht werden. Aufgrund der Tatsache, dass viele der Kinder eine umfassende neonatale Betreuung und Überwachung brauchen, wird darauf hingewiesen, sich an ein Perinatalzentrum mit einer Neugeborenen-Intensivstation zu wenden. So kann eine sofortige und kontinuierliche Versorgung gewährleistet werden.

Die S2k-Leitlinie richtet sich an Ärzte der Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Neonatologie sowie Pädiatrie, aber auch an schwangere Patientinnen. Finanziert wurde die Erstellung der Handlungsempfehlung mit Hilfe des DGGG-Leitlinienprogramms.

Originalpublikation

S2K-Leitlinie Fetale Wachstumsrestriktion AWMF Leitlinienregister

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