Ungleich verteilte Medizinstudienplätze verschärfen Ärztemangel in Deutschland

Eine aktuelle Auswertung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zeigt, dass Bundesländer mit mehr Medizinstudienplätzen langfristig eine bessere ärztliche Versorgung gewährleisten. Regionen mit medizinischen Fakultäten weisen oft eine höhere Ärztedichte pro Einwohner auf, während Länder ohne solche Studienangebote strukturelle Versorgungsprobleme riskieren. Die Verteilung der Studienplätze ist jedoch stark unausgewogen, was den Fachkräftemangel in der Medizin verschärft.
Das Medizinstudium zählt zu den begehrtesten Studiengängen in Deutschland. Im Wintersemester 2024/25 erhielten rund 10.000 Erstsemester einen Studienplatz, während etwa 20.000 Bewerber abgelehnt wurden. Besonders krass sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern: Das Saarland und Mecklenburg-Vorpommern bieten mit 29 bzw. 26 Studienplätzen pro 100.000 Einwohner die höchsten Kapazitäten. Nordrhein-Westfalen liegt mit nur 13 Plätzen pro 100.000 Einwohner deutlich zurück. In Brandenburg und Bremen gibt es bislang keine staatlich finanzierten Medizinstudienplätze, wobei Brandenburg ab dem Wintersemester 2026/27 mit der Medizinischen Universität Lausitz erste staatliche Kapazitäten schaffen wird. Private Hochschulen in Brandenburg bieten bereits jetzt Medizinstudien an.

Die hohen Kosten für medizinische Fakultäten sind ein Hauptgrund für die ungleiche Verteilung. Laut dem Statistischen Bundesamt belaufen sich die jährlichen Betriebskosten pro Medizinstudent auf etwa 25.000 Euro. Dennoch lohnt sich die Investition: Der sogenannte Klebeeffekt sorgt dafür, dass viele Ärzte nach ihrem Studium in der Nähe ihres Studienortes bleiben. Regionen wie Heidelberg, Freiburg, Lübeck oder Metropolen wie Hamburg, Berlin und München profitieren von einer höheren Ärztedichte durch ansässige Fakultäten.
Trotz eines leichten Anstiegs der Studienplätze von 9.000 auf 10.000 in den letzten Jahren reicht die Zahl der Absolventen nicht aus, um den Fachkräftemangel zu beheben. Derzeit sind über 5.000 Hausarztsitze unbesetzt, und ein Viertel der Hausärzte plant, in den nächsten fünf Jahren ihre Tätigkeit aufzugeben. Experten fordern daher eine Intensivierung der Debatte über den Ausbau von Studienplätzen und eine gerechtere Verteilung der Verantwortung zwischen den Bundesländern. Länder ohne ausreichende Studienkapazitäten machen sich von anderen abhängig und riskieren eine strukturelle Unterversorgung.
Zusätzlich studieren mindestens 9.100 deutsche Medizinstudierende im Ausland, die bei einer Rückkehr den Ärztemangel lindern könnten. Diese Gruppe wird in der aktuellen Debatte jedoch oft übersehen. Die Auswertung des CHE basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes, des CHE Rankings, von Hochschulstart.de und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und wurde am 20. August 2025 auf hochschuldaten.de veröffentlicht.
Originalpublikation:
Hachmeister, Cort-Denis: DatenCHECK 8/2025: Medizinstudienplätze in den deutschen Bundesländern – veröffentlicht am 20. August 2025 auf https://www.hochschuldaten.de
Original Data:
Medizinstudienplätze in den deutschen Bundesländern – CHE Hochschuldaten
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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