Studie: Hungergefühl führt zu schlechter Stimmung
Eine neue Studie des Universitätsklinikums Bonn, der Universität Bonn und des Universitätsklinikums Tübingen belegt, dass schlechte Stimmung bei Hunger nicht durch unbewusste Stoffwechselprozesse verursacht wird. Entscheidend ist die bewusste Wahrnehmung von Hunger, die die Laune beeinflusst. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift eBioMedicine veröffentlicht.
Die Untersuchung umfasste 90 gesunde Erwachsene, die über vier Wochen hinweg kontinuierliche Glukosesensoren trugen, wie sie in der Diabetesversorgung verwendet werden. Parallel dazu protokollierten die Teilnehmenden über eine Smartphone-App regelmäßig ihr Hungergefühl, ihre Sättigung und ihre Stimmung. Ziel war es, die Zusammenhänge zwischen Glukosespiegel, Hungerwahrnehmung und Stimmung zu analysieren.

Die Ergebnisse zeigen, dass ein sinkender Glukosespiegel die Stimmung nur dann verschlechtert, wenn die Betroffenen diesen Energiemangel bewusst als Hunger wahrnehmen. Personen mit einer präzisen Wahrnehmung ihres Glukosespiegels wiesen zudem stabilere Stimmungen auf. Dies unterstreicht die Rolle der Interozeption, also der bewussten Wahrnehmung innerer Körperzustände, bei der Regulation von Emotionen. Ein ausgeprägtes Gespür für körpereigene Signale scheint emotionale Stabilität zu fördern, selbst bei schwankendem Energiehaushalt.
Die Studie liefert neue Erkenntnisse für die Forschung zu Stoffwechsel- und psychischen Erkrankungen wie Depression oder Adipositas, die häufig mit veränderten Stoffwechselprozessen einhergehen. Ein besseres Verständnis der Wechselwirkung zwischen Körperwahrnehmung und Stimmung könnte künftige Therapieansätze verbessern. Ansätze wie gezieltes Training der Interozeption oder Stimulation des Vagusnervs, der die Kommunikation zwischen Organen und Gehirn unterstützt, werden als vielversprechend angesehen.
Die beteiligten Forschenden betonen, dass die bewusste Wahrnehmung des Körpers ein zentraler Mechanismus ist, über den Stoffwechselprozesse die psychische Gesundheit beeinflussen. Die enge Verknüpfung von metabolischer und psychischer Gesundheit wird durch die Ergebnisse erneut verdeutlicht.
An der Studie waren neben dem Universitätsklinikum Bonn, der Universität Bonn und dem Universitätsklinikum Tübingen auch das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung beteiligt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte das Projekt.
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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