Soziale Netzwerke prägen Körperwahrnehmung und könnten Essstörungen vorbeugen

von | Nov. 25, 2025 | Forschung, Gesundheit

Eine Untersuchung unter Leitung der Universidad Carlos III de Madrid (UC3M), die vom Europäischen Forschungsrat (ERC) unterstützt wurde, zeigt, dass die Größe und Vielfalt sozialer Netzwerke die Wahrnehmung des eigenen Körpers maßgeblich beeinflussen. Die Ergebnisse könnten neue Ansätze im Umgang mit Krankheiten wie Dysmorphophobie oder Anorexie eröffnen.

Die Studie umfasste über 100 Teilnehmende und nutzte die sogenannte „Footsteps Illusion“, bei der die Geräusche von Schritten in Echtzeit manipuliert werden, um den Eindruck eines leichteren oder schwereren Körpers zu erzeugen. Diese akustischen Veränderungen führten zu messbaren Verhaltens-, emotionalen und physiologischen Reaktionen, die die Formbarkeit des Körperbildes durch sensorische Reize unterstreichen. Die Probanden gingen, während sie drei Varianten der Schrittgeräusche hörten – unverändert, leichter oder schwerer – und beantworteten anschließend Fragebögen zu ihrem Körperbild, möglichen Essstörungssymptomen und der Struktur ihrer sozialen Unterstützung.

Fettleibigkeit erhöht nicht nur in eklatanter Weise das Risiko für viele Krankheiten. Sie verursacht auch immense gesellschaftliche Kosten. Die Universität Hamburg beziffert sie allein für Deutschland auf etwa 69 Milliarden Euro pro Jahr - Tendenz steigend. (Credits: Frank Rietsch/pixabay)
Fettleibigkeit erhöht nicht nur in eklatanter Weise das Risiko für viele Krankheiten. Sie verursacht auch immense gesellschaftliche Kosten. Die Universität Hamburg beziffert sie allein für Deutschland auf etwa 69 Milliarden Euro pro Jahr – Tendenz steigend. (Credits: Frank Rietsch/pixabay)

Die Analyse ergab, dass Personen mit umfangreicheren und diverseren sozialen Netzwerken weniger anfällig für die Illusion waren und tendenziell ein positiveres Körperbild sowie geringere Essstörungsanzeichen aufwiesen. Dagegen zeigten Menschen mit kleineren Netzwerken stärkere Reaktionen auf die manipulierten Geräusche, was darauf hindeutet, dass soziale Einbettung die Stabilität der Körperwahrnehmung stärkt und vor verzerrenden externen Einflüssen schützt.

Die Forscher schließen daraus, dass ein breiter Freundeskreis die Selbstwahrnehmung förderlich beeinflusst und nicht allein von individuellen Faktoren abhängt, sondern auch von der Anzahl unterstützender Personen im Umfeld. Diese Erkenntnisse könnten die Grundlage für soziale Interventionen bilden, die ein positives Körperbild stärken und das Stigma rund um Körpergewicht mindern.

Zudem wird am i_mBODY Lab der UC3M an sensorischen Technologien gearbeitet, die die Körperwahrnehmung gezielt verändern können. Mit mobilen Anwendungen sollen Betroffene von negativer Selbstwahrnehmung unterstützt werden, wobei der Fokus auf praktischer Anwendung liegt. Die Studie wurde durch den ERC (Fördervereinbarung Nr. 101002711, Projekt BODYinTRANSIT), die BBVA-Stiftung, das spanische Wissenschaftsministerium (Projekte BASIC und SENSEBEAT-DS) sowie die Universidad Carlos III de Madrid und das Horizon 2020-Programm (Marie Skłodowska-Curie-Fördervereinbarung Nr. 801538) finanziert.

Weiterführende Informationen:

Imbodylab – Interactive Multisensory Body-centredExperiences at the Intersectionof Neuroscience & Technology

Original Paper:

Sound effects on body perception vary with the social support network of individuals: iScience


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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