Schwangerschaft: Speichelproben enthüllen Einfluss von Umweltchemikalien auf die Gesundheit

von | Sep. 1, 2025 | Forschung, Gesundheit

Eine bahnbrechende Studie, veröffentlicht am 22. Juli 2025 im International Journal of Oral Science (DOI: 10.1038/s41368-025-00390-8), zeigt, wie Speichelproben neue Einblicke in die Auswirkungen alltäglicher chemischer Belastungen auf die Gesundheit von Schwangeren liefern können. Wissenschaftler aus Singapur, den USA und Australien haben einen innovativen Ansatz in der Exposomforschung entwickelt, der Speichel als nicht-invasives Werkzeug nutzt, um Umweltchemikalien und deren Zusammenhang mit Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie zu untersuchen.

Die Studie analysierte Speichelproben von 80 schwangeren Frauen zwischen der 24. und 34. Schwangerschaftswoche. Mit fortschrittlicher Massenspektrometrie kartierten die Forscher über 700 Metaboliten und identifizierten mehr als 18.000 signifikante Verbindungen zwischen xenobiotischen Metaboliten (XM) – chemischen Substanzen aus externen Quellen wie Lebensmittelverpackungen, Zusatzstoffen oder Körperpflegeprodukten – und Stoffwechselwegen. Ein Schwerpunkt lag auf einer Gruppe lebensmittelbedingter Chemikalien, die überraschende Verbindungen zu erhöhten Stresshormonen und einem erhöhten Präeklampsierisiko zeigten.

Symbolbild. Credits: Pixabay
Symbolbild. Credits: Pixabay

Die Forscher entdeckten ein auffälliges Cluster im Tyrosin-Stoffwechsel, insbesondere mit erhöhten Werten von Katecholaminen wie Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin. Chemikalien wie Toluol, Styrol, Chinolin und Cumarin, die häufig in Lebensmittelverpackungen oder Aromastoffen vorkommen, waren signifikant mit diesen erhöhten Hormonwerten assoziiert. Diese Substanzen hemmen die Monoaminoxidase (MAO), ein Enzym, das Neurotransmitter abbaut. Eine gestörte MAO-Aktivität kann ein hormonelles Ungleichgewicht verursachen, das das Risiko für Bluthochdruck in der Schwangerschaft erhöht. In einer kleineren Vergleichsgruppe bestätigte das Team, dass Frauen mit Präeklampsie deutlich höhere Werte dieser Chemikalien aufwiesen als gesunde Kontrollpersonen.

Speichelproben erwiesen sich als ideales Medium für diese Forschung, da sie nicht-invasiv, kostengünstig und leicht wiederholt zu entnehmen sind, im Gegensatz zu invasiven Bluttests. Diese Methode ermöglichte es, komplexe biochemische Wechselwirkungen zu erfassen und lieferte ein detailliertes Bild der Interaktion des Körpers mit seiner chemischen Umwelt während der Schwangerschaft. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass alltägliche Chemikalien, die oft als harmlos gelten, die hormonelle Regulation von Schwangeren erheblich beeinflussen können.

Die Studie unterstreicht das Potenzial von Speichel als zentrales Instrument in der Exposomforschung und öffentlichen Gesundheitsüberwachung. Es könnte als Frühwarnsystem für Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie dienen, indem es Gesundheitsdienstleistern ermöglicht, frühzeitig einzugreifen. Gleichzeitig werfen die Ergebnisse Fragen für die Lebensmittelindustrie und Regulierungsbehörden auf, da viele der identifizierten Chemikalien vermeidbare Belastungen darstellen.

Die Forscher betonen die Notwendigkeit weiterer Studien mit größeren und vielfältigeren Populationen, um diese Zusammenhänge zu bestätigen und Leitlinien zur Reduzierung schädlicher Expositionen während der Schwangerschaft zu entwickeln. Solche Maßnahmen könnten die Gesundheit von Müttern und Babys langfristig schützen und die Rolle von Speichel als skalierbares, nicht-invasives Überwachungsinstrument weiter etablieren.

Original Paper:

Saliva as a non-invasive matrix for assessing xenobiotic metabolites and metabolomes: implications for maternal health and preeclampsia | International Journal of Oral Science


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

Gender-Hinweis. Die in diesem Text verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf weibliche, männliche und diverse Personen. Auf eine Doppel/Dreifachnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.