One Health: Neuer Ansatz zur Früherkennung von Pandemien durch Wildtierüberwachung

von | Sep. 16, 2025 | Forschung, Gesundheit

Eine bahnbrechende Studie der Hebräischen Universität Jerusalem schlägt vor, Wildtiere als Frühwarnsystem für zoonotische Krankheiten wie Vogelgrippe oder zukünftige Pandemien einzusetzen. Durch den Einsatz von Biologging-Geräten, die Bewegungen und Verhalten von Tieren in Echtzeit verfolgen, können Forscher frühe Anzeichen von Krankheiten erkennen, deren Ausbreitung überwachen und rechtzeitig Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Tier ergreifen. Die Studie, veröffentlicht in Trends in Ecology & Evolution, stellt einen umfassenden Ansatz vor, der die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt miteinander verknüpft.

Tausende von sterbenden und toten Kranichen, verstreut über den Hula-See während des Höhepunkts der Vogelgrippe am 20. Dezember 2021 | credit: Ran Nathan Hebrew University
Tausende von sterbenden und toten Kranichen, verstreut über den Hula-See während des Höhepunkts der Vogelgrippe am 20. Dezember 2021 | credit: Ran Nathan Hebrew University

Die Forschung basiert auf Erfahrungen wie dem Vogelgrippeausbruch im Hula-Tal in Israel im Winter 2021/22, bei dem tausende Kraniche starben. GPS-gestützte Daten von damals lieferten wertvolle Erkenntnisse, die schnelle Entscheidungen ermöglichten. Der neue Ansatz nutzt technologische Fortschritte, um Wildtiere in Echtzeit zu überwachen und so Krankheitsausbrüche frühzeitig zu erkennen. Dabei werden sechs zentrale Anwendungsbereiche beschrieben:

  • Erkennung ungewöhnlicher Bewegungsmuster als Indikator für Infektionen
  • Echtzeitwarnungen bei Eintritt von Tieren in sensible Gebiete
  • Verhaltensänderungen, die auf Krankheiten hinweisen, bevor Symptome sichtbar werden
  • Einblicke in die Verbreitung von Krankheiten über Landschaften und Arten hinweg
  • Daten zur Steuerung gezielter Überwachungsmaßnahmen und Anpassung von Wildtiermanagement
  • Vorhersagemodelle für künftige Ausbrüche basierend auf Bewegungs- und Umweltdaten

Dieser Ansatz verfolgt das Konzept „One Health“, das die enge Verbindung zwischen der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt betont. Die Forscher, ein internationales Team aus Experten für Bewegungökologie, Gesundheit und Naturschutz, fordern eine globale Zusammenarbeit zwischen Gesundheits- und Umweltsektoren sowie Investitionen in die Überwachung von Wildtieren.

Trotz Herausforderungen wie Kosten, Datenmanagement und internationaler Koordination überwiegen die Vorteile. Angesichts der zunehmenden Häufigkeit zoonotischer Krankheiten wird die Implementierung solcher Systeme immer dringlicher. Der vorgeschlagene Ansatz könnte die Art und Weise, wie Pandemien verhindert werden, grundlegend verändern und sowohl menschliches als auch tierisches Leben schützen.

Original Paper:

Using wild-animal tracking for detecting and managing disease outbreaks: Trends in Ecology & Evolution


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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