NRW: Neues Deeskalationstraining gegen Gewalt im Gesundheitswesen

von | Nov. 3, 2025 | Gesundheit, Politik

Die Ärztekammern in Nordrhein-Westfalen haben gemeinsam mit dem Klinikum Leverkusen und Experten der Polizei Recklinghausen im Rahmen des landesweiten Präventionsnetzwerks “Sicher im Dienst” ein spezielles Deeskalationstraining für Beschäftigte im Gesundheitsbereich entwickelt. Das Programm richtet sich an Mitarbeiter in Krankenhäusern, Praxen und anderen Einrichtungen und schult den Umgang mit aggressivem Verhalten in der Patientenversorgung. Es ergänzt die gemeinsamen Initiativen der Landesregierung und Partner gegen Übergriffe auf Personal im Gesundheitswesen.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann äußerte tiefe Bestürzung über Berichte von Gewalt gegen Helfer im Gesundheitsbereich. Das Ministerium habe mit Akteuren des Sektors eine Resolution verabschiedet und eine Kampagne gestartet, um auf das Problem aufmerksam zu machen und Solidarität zu signalisieren. Er begrüße das neue Training, das Ärztinnen, Ärzten, Fachkräften, Rettungsdiensten und Pflegepersonal helfe, Risiken früh zu erkennen, angemessen zu reagieren und sich besser zu schützen.

Innenminister Herbert Reul hob hervor, dass Beschäftigte in Polizei, Verwaltung und Pflegeeinrichtungen ähnlich von Gewalt betroffen seien. Das Training liefere Werkzeuge, um Eskalationen zu verhindern und Sicherheit zu gewährleisten. Niemand, der im Dienst für andere einstehe, solle allein gelassen werden. Das Ziel sei, Respekt für Helfer durchzusetzen und Übergriffe nicht hinzunehmen, sondern gemeinsam für mehr Schutz zu sorgen.

Symbolbild. Credits: Pixabay
Symbolbild. Credits: Pixabay

Dr. Sven Dreyer, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, erklärte bei der Vorstellung des Trainer-Curriculums, dass Gewalt kein akzeptabler Bestandteil des Alltags im Gesundheitswesen sein dürfe. Effektiver Schutz beginne mit Problemanalyse, umfasse Schulungen und Prävention und ende mit der Erkenntnis, dass Täter nicht nur Einzelne, sondern das gesamte System und die Gesellschaft schädigten.

Dr. Hans Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, wies auf die sinkende Hemmschwelle für Aggressionen und die zunehmende Belastung des Personals hin. Der Schutz müsse erweitert werden, Taten konsequent angezeigt und verfolgt. Es sei unverständlich, warum ambulante und stationäre Versorgung bisher vom speziellen strafrechtlichen Schutz ausgenommen sei. Dennoch müsse das Gesundheitswesen selbst aktiv werden, wie mit diesem Training.

Einer Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung aus 2024 mit rund 7.600 Teilnehmern zufolge berichteten 85 Prozent von einer Zunahme an Beschimpfungen, Beleidigungen oder Bedrohungen durch Patienten in den letzten fünf Jahren. Vergleichbare Ergebnisse ergab eine Befragung der Deutschen Krankenhausgesellschaft: 73 Prozent der Kliniken meldeten steigende Übergriffe.

Das Konzept baut auf einem 2023 eingeführten Training für den öffentlichen Dienst auf. Die erste Schulung für den Gesundheitsbereich erfolgte Anfang Oktober auf dem Kongress “ä25” in Bonn. Die Ärztekammern bilden Trainer über ihre Akademien aus, um breite Schulungen zu ermöglichen. Interessierte Einrichtungen können sich über die Websites der Akademien Nordrhein und Westfalen-Lippe informieren und anmelden.


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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