Neuroforscher Diethelm Wolfgang Richter verstorben

von | Aug. 4, 2025 | Forschung, Gesundheit

Prof. Dr. Diethelm Wolfgang Richter, langjähriger Direktor des Instituts für Neuro- und Sinnesphysiologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ist am 23. Juli 2025 im Alter von 81 Jahren verstorben. Das gab die UMG heute bekannt. Von 1988 bis 2014 war er Inhaber der Universitätsprofessur für Neuro- und Sinnesphysiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen.

Richter prägte die Neurowissenschaften in Göttingen entscheidend. Seine Forschung zur Atemrhythmusregulierung im Zentralnervensystem erlangte internationale Anerkennung. Er war maßgeblich an der Entwicklung des neurowissenschaftlichen Forschungsschwerpunkts der UMG beteiligt und förderte die Vernetzung mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen am Göttingen Campus. Als Sprecher des Sonderforschungsbereichs 406 „Synaptische Interaktion in neuronalen Zellverbänden“ und Initiator des European Neuroscience Institute Göttingen (ENI-G) trug er zur Förderung exzellenter Nachwuchsgruppen bei. Zudem leitete er von 2006 bis 2009 den Vorstand des ENI-G. Als Initiator des DFG-Forschungszentrums „Molekularphysiologie des Gehirns“, des Exzellenzclusters 171 „Microscopy at the Nanometer Range“ und des „Center for Biostructural Imaging of Neurodegeneration“ stärkte er die Sichtbarkeit der Göttinger Neurowissenschaften.

Prof. Dr. Diethelm Wolfgang Richter. | Copyright: privat
Prof. Dr. Diethelm Wolfgang Richter. | Copyright: privat

Geboren 1943 in Neubistritz, Tschechien, studierte Richter Humanmedizin an der LMU München, wo er 1970 promoviert wurde. Seine Karriere führte ihn über Stationen an der Universität des Saarlandes, der LMU München und der Universität Heidelberg 1988 nach Göttingen. Dort leitete er das Zentrum Physiologie und Pathophysiologie sowie das Institut für Neuro- und Sinnesphysiologie bis zu seiner Pensionierung.

Seine Forschung konzentrierte sich auf molekulare Mechanismen der Signalverarbeitung in neuronalen Netzwerken, insbesondere in Atemwegsnetzwerken, mit Fokus auf Erkrankungen wie das Rett-Syndrom. Ein zentrales Anliegen war die Verhinderung von Atemstillstand als Nebenwirkung von Opiattherapien. Richters Arbeitsgruppe zeigte, dass Serotonin-Rezeptoren die opiatbedingte Hemmung von Atemzentrums-Neuronen aufheben können, was eine sichere Schmerztherapie ermöglicht. Zudem trug er zur Entwicklung hochauflösender Mikroskopiemethoden und zur Erforschung von Transmitter-Freisetzungsmechanismen bei.

Die Universitätsmedizin Göttingen verliert mit Prof. Richter einen herausragenden Wissenschaftler und Förderer der Neurowissenschaften.


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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