Neues Verfahren beschleunigt Diagnose von Harnwegsinfektionen

von | Dez. 17, 2025 | Forschung, Gesundheit

Forschende der Technischen Universität München haben ein Verfahren entwickelt, das die Diagnose von Harnwegsinfektionen beschleunigt und Antibiotikaresistenzen direkt im Urin testet. Im Vergleich zu herkömmlichen Labormethoden, die zwei bis drei Tage dauern, liefert es Ergebnisse bis zu 24 Stunden früher, ohne aufwändige Vorkultivierung der Bakterien. Das Verfahren bildet die Basis für einen geplanten Schnelltest zur Heimanwendung.

Weltweit erkranken jährlich etwa 152 Millionen Menschen an Harnwegsinfektionen, einer der häufigsten bakteriellen Erkrankungen. In Arztpraxen erfolgt die Diagnose meist über Schnelltests auf erhöhte Nitrit- und Leukozytenwerte im Urin. Oft werden Breitband-Antibiotika verschrieben, ohne die Erreger genau zu identifizieren. Labortests werden nur bei Risikopatienten durchgeführt und verzögern die Behandlung, was zu längeren Therapien, Komplikationen und steigenden Resistenzen führt.

Das neue Verfahren ermöglicht eine direkte Prüfung der Urinprobe auf Antibiotikawirksamkeit. Der Urin wird auf eine Nährbodenplatte aufgetragen, auf der Antibiotika-Plättchen liegen. Anschließend messen die Forscher die Hemmhöfe, also Zonen ohne Bakterienwachstum. Ein Algorithmus korrigiert den Einfluss der Bakterienkonzentration und ermöglicht zuverlässige Resistenzprofile ohne Standardisierung.

Oliver Hayden, Professor für Biomedizinische Elektronik | Quelle: Andreas Heddergott / TUM | Copyright: © Andreas Heddergott / TUM
Oliver Hayden, Professor für Biomedizinische Elektronik | Quelle: Andreas Heddergott / TUM | Copyright: © Andreas Heddergott / TUM 

Zusätzlich entwickelt das Team ein papierbasiertes Gerät für den Point-of-Care-Einsatz, das acht Bakterienstämme farbcodiert identifiziert und Resistenzen anzeigt. Ziel ist eine gezielte Therapie, um Breitband-Antibiotika seltener einzusetzen und Resistenzen zu reduzieren.

Tests zeigen eine Übereinstimmung von etwa 94 Prozent mit der Standardmethode. Abweichungen bei niedrigen Bakterienkonzentrationen oder Mischinfektionen dienen der Optimierung. Das Verfahren zielt auf einen benutzerfreundlichen Test für Praxen und Haushalte ab, mit Ergebnisanzeige per Smartphone. Es ist auch für ressourcenarme Regionen geeignet.

Original Paper

Sabersky-Müssigbrodt, H., Russell, S., Wantia, N., Hayden, O. Rapid direct disk diffusion testing for antibiotic resistance in urinary tract infections: a bacterial concentration-adjusted approach. Microbiology Spectrum (2025). https://doi.org/10.1128/spectrum.00888-25.


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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