Neuer Therapieansatz für schwere Influenza entdeckt
Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hat ein vielversprechendes Zielmolekül für die Behandlung schwerer Influenza identifiziert. Die Studie zeigt, wie das Influenzavirus Schutzmechanismen der Lunge außer Kraft setzt und so bakterielle Folgeinfektionen begünstigt. Die Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für Therapien.
Das Influenzavirus kann von milden Symptomen bis zu schweren Lungenentzündungen führen. Besonders gefährlich sind bakterielle Sekundärinfektionen, die durch eine geschwächte Lungenabwehr entstehen und im schlimmsten Fall eine lebensbedrohliche Sepsis auslösen können. Das Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Susanne Herold untersuchte, warum die Lunge bei schwerer Influenza ihre Schutzfunktion verliert.
Zentrale Rolle spielen offenbar die Alveolarmakrophagen, Immunzellen, die als erste Barriere gegen Krankheitserreger in der Lunge wirken. Die Studie zeigt, dass diese Zellen bei schweren Influenzainfektionen absterben. Verantwortlich ist das Molekül TNFSF14 aus der Tumornekrosefaktor-Superfamilie, das von Neutrophilen freigesetzt wird. Diese weißen Blutkörperchen wandern bei einer Infektion in die Lunge ein und lösen durch TNFSF14 den Zelltod der Makrophagen aus. Dadurch wird die Lunge anfällig für bakterielle Infektionen, was schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen kann.

Die Erkenntnisse verdeutlichen die Notwendigkeit, die Immunabwehr der Lunge frühzeitig zu stärken. Gezielte Therapien, die den TNFSF14-Mechanismus blockieren, könnten nicht nur Influenza-Pneumonien, sondern auch andere Virusinfektionen wie Covid-19 effektiver behandeln. Die Studie liefert damit eine Grundlage für die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien, die die Immunzellen der Lunge schützen und das Risiko von Komplikationen reduzieren.
An der Untersuchung beteiligt waren zahlreiche Institutionen, darunter das Universitätsklinikum Gießen und Marburg, das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung, das Deutsche Zentrum für Lungenforschung, das Institut für Lungengesundheit sowie Universitäten in Düsseldorf, Bonn, Berlin und Forschungseinrichtungen in Spanien und Argentinien. Die internationale Zusammenarbeit unterstreicht die Bedeutung des Themas für die globale Gesundheitsforschung.
Die Ergebnisse markieren einen wichtigen Fortschritt in der Infektions- und Lungenforschung und könnten die Behandlung schwerer Virusinfektionen nachhaltig verbessern.
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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