Neue Therapien: Deutschland bereitet sich auf Malaria vor

von | Okt 7, 2024 | Allgemein, Forschung

Der Klimawandel wird aller Voraussicht nach die Malaria auch nach Deutschland bringen – jetzt testen Forschende bereits neuartige Therapien. Fakt ist: Malaria zählt zu den tödlichsten Infektionskrankheiten weltweit und breitet sich durch den fortschreitenden Klimawandel weiter aus. Die Zunahme von Resistenzen gegen gängige Malariamedikamente verschärft die Situation, neue Behandlungsmethoden zu entwickeln ist dringend erforderlich. Im Rahmen einer neuen Studie sollen 36 Probandinnen und Probanden aus Zentralafrika, die asymptomatische Träger des Malariaerregers Plasmodium falciparum sind, mit einer Kombinationstherapie behandelt werden.

Stechmücke Anopheles: Laut RKI in Deutschland bereits vorhanden - wenn auch selten. Credits: CDC
Stechmücke Anopheles: Laut RKI in Deutschland bereits vorhanden – wenn auch selten. Credits: CDC

Malaria ist mit jährlich rund 247 Millionen Infektionen und etwa 619.000 Todesfällen eine der gravierendsten globalen Gesundheitsbedrohungen, insbesondere in den am stärksten betroffenen Regionen Afrikas südlich der Sahara. Zur Behandlung und Vorbeugung von Malaria gibt es verschiedene Medikamente mit unterschiedlichen Wirkstoffen. Deren Wirksamkeit hängt allerdings stark von der Region und der Verbreitung resistenter Erreger ab.

Insbesondere der Malaria-Erreger Plasmodium falciparum hat Resistenzen gegen Malaria-Therapien entwickelt. Er zählt zu den gefährlichsten Erregern, die den Menschen infizieren können, und verursacht die schwerste Form der Malaria, die sogenannte Malaria tropica. Sie ist in vielen tropischen und subtropischen Regionen verbreitet und für die meisten Todesfälle verantwortlich. Zur Behandlung von Malaria tropica werden Mittel wie Artemisinin-basierte Kombinationstherapien (ACTs) eingesetzt.

Schnelle und starke Wirkung

Die neue ZYFER-1-Studie des Instituts für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie des Universitätsklinikums Tübingens soll die Sicherheit einer neuen Kombinationstherapie evaluieren. Hierbei werden die Substanzen ZY19489 und Ferroquine kombiniert und ein- oder zweimal als Tablette verabreicht. ZY19489 ist ein experimentelles Malariamittel, das in klinischen Studien bereits eine vielversprechende Wirkung gegen Malariaparasiten gezeigt hat. Ferroquine gehört zur gleichen Gruppe wie das bekannte Malariamedikament Chloroquin, mit dem Vorteil, wirksam gegen weit verbreitete chloroquinresistente Malariastämme zu sein. „Durch den kombinierten Einsatz der beiden Malariamedikamente machen wir uns deren unterschiedliche Wirkmechanismen zu eigen. Von ZY19489 versprechen wir uns eine schnelle und starke Wirkung bei der Bekämpfung der Parasiten“, erklärt die Projektkoordinatorin PD. Dr. Jana Held die unterschiedliche Wirkungsweise des Kombipräparates. Ferroquine hat indes eine relativ lange Halbwertszeit und verbleibt bis zu 40 Tage im Körper. „Das birgt großes Potential für eine prophylaktische Wirkung nach der Behandlung.“ Sollte sich die Kombinationstherapie bei Erwachsenen als sicher erweisen, wird die Wirksamkeit der Therapie in einer weiteren Studie nicht nur bei erwachsenen Malariapatientinnen und -patienten, sondern auch bei Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 18 Jahren getestet.

Testung an asymptomatischen Trägerinnen und Trägern

Die Studie wird am Centre de Recherches Médicales de Lambaréné (CERMEL) in Gabun in Zentralafrika durchgeführt, mit der pharmazeutischen Firma Zydus Lifesciences Limited als Sponsor. Vor Ort in Gabun übernimmt die Forscherin und Ärztin Dr. Dearie Glory Okwu die Leitung des Studienteams. Dem ersten Studienteilnehmer wurde die Therapie am 30. August 2024 gegeben, weitere Probandinnen und Probanden werden derzeit rekrutiert. Zunächst werden ausschließlich asymptomatische Probandinnen und Probanden in die Studie eingeschlossen, da die Kombinationstherapie erstmals gegeben wird. Mitarbeitende von CERMEL gehen in die Dörfer, sprechen die Bewohnerinnen und Bewohner an und führen Schnelltests auf Plasmodium falciparum durch. Ist dieser positiv, werden die Personen eingeladen, an der Studie teilzunehmen.

Zu den derzeit gängigen Nachweisverfahren schreibt das RKI:

Antigennachweis: Seit kurzem stehen Schnelltests zur Verfügung, die auf dem Nachweis parasitenspezifischer Antigene beruhen. Nachteile der Malaria-Schnell­teste bestehen in der unzureichenden Spezies­differenzierung und in der Tat­sache, dass sowohl bei niedrigen Parasitendichten (< 200 Parasiten pro ul Blut – Sensitivitäts­grenze) als auch bei hohen Parasitämien (> 10% – Prozonen-Effekt) falsch negative Ergebnisse auftreten können. Daher muss bei einem begrün­detem Malariaverdacht und negativem Schnelltest immer eine weiterführende Diagnostik angestrebt werden. Nur bei positiven Untersuchungsergebnissen sind Schnellteste geeignet, Reisenden eine Entscheidungsgrundlage zur eventuellen notfallmäßigen Selbstbehandlung zu geben. Bei fehlender Verfügbarkeit einer mikroskopischen Malariadiagnostik und unter der Voraussetzung, dass die Möglichkeit falsch negativer Befunde beachtet wird, stellen Malariaschnellteste eine sinnvolle Ergänzung dar zur schnellen Sicherung einer Verdachtsdiagnose.

Malaria-PCR (Polymerase-Kettenreaktion): Sie ist ein Angebot für spezielle diagnostische Fragestellungen, z.B. den Parasitennachweis in Organproben im Rahmen einer forensischen Untersuchung. Für die Akutdiagnostik ist sie unge­eignet, weil sie vergleichsweise lange dauert (mehrere Stunden) und sehr kostenaufwendig ist.

Serologische Untersuchungsmethoden sind für die Akutdiagnostik der Malaria nicht geeignet. Im Anfangsstadium ist die Serologie immer negativ. Positive serologische Befunde weisen auf einen zurückliegenden Kontakt mit Malaria­erregern hin. Sie können bedeutungsvoll sein bei gutachterlichen Fragen und bei Blutspendern.”

Weiterführende Informationen:

Sindofo

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