Neue Hoffnung für Menschen mit Enddarmkrebs

von | Aug. 11, 2025 | Forschung, Gesundheit

Ein Forschungsteam aus Mannheim und Heidelberg hat einen vielversprechenden Ansatz entwickelt, um die Behandlung von Enddarmkrebs zu verbessern. Unter der Leitung von Professor Dr. Johannes Betge vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Professor Dr. Tianzuo Zhan von der Universitätsmedizin Mannheim wurde eine medikamentöse Kombinationstherapie erforscht, die die Wirkung der Strahlentherapie bei lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom deutlich steigern könnte.

Darmkrebs zählt zu den häufigsten krebsbedingten Todesursachen, wobei über ein Drittel der Fälle im Enddarm entstehen. Rektumkarzinome werden oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, wenn der Tumor bereits eine erhebliche Größe erreicht hat. Die Standardbehandlung umfasst eine neoadjuvante Chemoradiotherapie, die den Tumor vor der Operation verkleinern soll, um die chirurgische Entfernung zu erleichtern. Intensivierte Chemotherapien verbessern zwar häufig die Behandlungsergebnisse, gehen jedoch oft mit schweren Nebenwirkungen einher. Gezielte medikamentöse Ansätze, die molekulare Schwachstellen der Tumoren ausnutzen, fehlen bislang weitgehend.

Das Forschungsteam verfolgt einen alternativen Ansatz: Eine medikamentöse Kombinationstherapie soll die Empfindlichkeit des Tumors für die Strahlentherapie erhöhen. Die Untersuchungen erfolgten an sogenannten Organoiden, dreidimensionalen Mini-Tumoren, die aus Patientenzellen gezüchtet wurden. Diese Gewebekulturen bilden die Reaktion von Tumorgewebe auf Medikamente und Strahlung realistischer nach als herkömmliche Zellkulturen und eignen sich daher hervorragend für solche Tests.

Mini-Tumore, sogenannte Organoide, werden aus Gewebe von Enddarmkrebs hergestellt. Sie dienen als Modell des Tumors, um neue Therapien zu testen. | Copyright: Johannes Betge
Mini-Tumore, sogenannte Organoide, werden aus Gewebe von Enddarmkrebs hergestellt. Sie dienen als Modell des Tumors, um neue Therapien zu testen. | Copyright: Johannes Betge

Durch die Untersuchung von rund 1600 Medikamentenkombinationen in Kombination mit Strahlentherapie identifizierten die Wissenschaftler neue Wirkstoffkombinationen, die die Strahlenwirkung deutlich verbessern und gleichzeitig gut verträglich sind. Besonders wirksam zeigten sich Inhibitoren des RAS-MAPK-Signalwegs, insbesondere MEK-Inhibitoren. Dieser Signalweg spielt eine zentrale Rolle bei der Zellvermehrung. MEK-Inhibitoren unterdrücken die durch Strahlung aktivierte Signalübertragung und hemmen gleichzeitig wichtige DNA-Reparaturmechanismen in Tumorzellen, wodurch diese empfindlicher für die Bestrahlung werden.

Eine besonders effektive Wirkung zeigte die Kombination mit einem PARP-Inhibitor, der ebenfalls die DNA-Reparatur in Krebszellen blockiert. In Mausmodellen führte die Dreifach-Kombination aus Strahlentherapie, MEK- und PARP-Inhibitoren zu einer deutlich besseren Kontrolle des Tumorwachstums bei guter Verträglichkeit.

Die Ergebnisse bilden eine solide Grundlage für zukünftige klinische Studien, um die Kombinationstherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom zu testen. Das Projekt wurde unter anderem von der Hector-Stiftung gefördert. Die Wissenschaftler sind optimistisch, dass dieser Ansatz die Behandlungsergebnisse verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen erhöhen könnte.

Original Paper:

Combined MEK and PARP inhibition enhances radiation response in rectal cancer: Cell Reports Medicine


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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