NACHGEFRAGT: Interview mit Jan Wolter zum 1. KI-generierten Film der DGKL
Unter der Leitung von Jan Wolter entstand Deutschlands erster KI-Infofilm über die Labormedizin. Während Text und Screenplay aus der Feder Wolters als Bevollmächtigter des Präsidiums der DGKL unter Einbindung fachlicher Expertise entstanden, setzte der Kommunikationsexperte auf rein KI-generierte Bilder. MedLabPortal sprach mit Wolter über die Bedeutung von KI und Informationsfilmen für die Labormedizin oder Schulen – und erfuhr, warum KI ein Spotlight auf den Zustand unserer Gesellschaft wirft.
MedLabPortal: Herr Wolter, am Vorabend des DKLM 2025 gab es als Novum nicht nur die Verleihung der MedLabAwards (wir berichteten), sondern auch die Prämiere des ersten und bislang einzigen komplett KI generierten Infofilms über die Labormedizin. Warum haben Sie sich auf so ein KI-Projekt eingelassen?
Wolter: Das war für mich nur folgerichtig. Die Labormedizin geht in Sachen KI voran, da greifen auch wir als Geschäftsstelle auf die neueste Technik zurück. Das Ergebnis zeigt, dass wir den richtigen Weg gegangen sind.
MedLabPortal: Der Film ist jetzt auf verschiedenen Kanälen online verfügbar, darunter auch auf der Webseite der DGKL. Ohne den einzelnen Szenen vorgreifen zu wollen – uns hat neben der Bildqualität die Ausdruckstärke der Charaktere beeindruckt. Warum war Ihnen das wichtig?

Wolter: Bei all der Technik und Automatisierung, die die Labormedizin nutzt, steht doch der Mensch im Mittelpunkt. Es dreht sich alles um die Gesundheit und Sicherheit des Patienten. Hierfür haben wir als Fachgesellschaft höchste Qualitätsstandards entwickelt, die auch über Ringversuche kontrolliert werden. Deshalb zeigen wir auch vor allem Menschen und Emotionen. Es ist beeindruckend, wie gut KI diese Emotionen inzwischen abbildet.
MedLabPortal: Für die Zuschauerinnen und Zuschauer ist die KI-Komponente nicht mehr von der humanen Facette zu unterscheiden. Als Experte in Sachen Sicherheit in der Labormedizin müsste Ihnen dieser technologische Fortschritt doch auch Kopfschmerzen bereiten (Deep Fakes, etc…).
Wolter: Offen gestanden bin ich verwundert über den plötzlichen Alarmismus. Diese Entwicklung war doch abzusehen. Bereits vor knapp zehn Jahren waren entsprechende Technologien auf dem Markt, um Deepfake Videos zu produzieren. In meiner damaligen Funktion hatte ich auch bereits vor dem Missbrauch dieser Technologie gewarnt. Aber erst jetzt, wo die sozialen Medien voll von KI generierten Videos sind, wird über die Gefahren gesprochen. Es ist eben so: Je mehr künstliche Intelligenz eingesetzt wird, desto mehr menschlicher Intelligenz bedarf es. Ich fürchte nur manchmal, dass die Entwicklungen eher gegenläufig sind.
MedLabPortal: Der Film strahlt eine positive Stimmung aus, in einer Szene erklärt die Laborchefin einem multikulturell besetzten Team komplexe Zusammenhänge. Frauen haben aber in der Labormedizin nur selten Chefposten, und Rassismus findet leider seinen Weg auch in den Wissenschaftsalltag, wie der Blick in die USA belegt. Woher nehmen Sie Ihren Optimismus?
Wolter: Was ist die Alternative? Spitzenforschung funktioniert nur in divers besetzten Teams. Die gesamte medizinische Versorgung könnten Sie heute ohne Zuwanderung vergessen, und wer Frauen eher am Herd als im Vorstand sieht, schadet unserem Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort. Es ist bemerkenswert, wie rückwärtsgewandt bisweilen noch gedacht wird, wie groß die Beharrungskräfte hierzulande sind, an Altem festzuhalten. Das trifft ja nicht nur auf Rollenbilder zu. In dem Glauben, den Standort retten zu müssen, verpasst man den weltweiten Anschluss – egal ob das die Energiewende, die Elektrifizierung oder die Digitalisierung betrifft. Auch wenn ich dabei jetzt pessimistisch klinge; aber es gibt ja auch noch andere, progressivere Kräfte. In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal erwähnt, dass das DGKL-Präsidium ab Januar 2026 von einer Frau angeführt wird.
MedLabPortal: Der Film ist sehr informativ, medizinisch korrekt erzählt und verfügt über einen nachvollziehbaren Erzählstrang. Würde ihn die DGKL Schulen und Universitäten als Lehrmaterial zur Verfügung stellen?
Wolter: Der Film ist offen zugänglich. Da wir bewusst auf Product Placement verzichtet haben, kann er auch bedenkenlos an Schulen gezeigt werden.
MedLabPortal: Unsere letzte Frage: Wovon handelt ihr nächster KI-Film?
Wolter: Ich werde mal Le Chat fragen.
MedLabPortal: Vielen Dank für Ihre Zeit.
Die Fragen stellte Vlad Georgescu
Der Film zum Anschauen: Labormedizin begleitet Leben
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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