Mikrochip-Implantat stellt Sehvermögen bei AMD-Patienten teilweise wieder her

von | Okt. 21, 2025 | Forschung, Gesundheit

In einer internationalen Studie ist es erstmals gelungen, das zentrale Sehvermögen bei Patienten mit geographischer Atrophie, einer schweren Form der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD), teilweise wiederherzustellen. Das innovative subretinale Mikrochip-Implantat führte bei über 80 Prozent der Teilnehmer zu deutlichen Verbesserungen der Sehschärfe. Mehr als 84 Prozent konnten nach der Implantation wieder Buchstaben, Zahlen oder Wörter erkennen.

Die Ergebnisse des interdisziplinären Teams unter Leitung der Augenklinik des Universitätsklinikums Bonn und in Kooperation mit der Universität Bonn wurden im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Bei AMD sterben die für die Umwandlung von Licht in elektrische Impulse verantwortlichen Netzhautzellen ab. Das 2 mal 2 Millimeter große und 30 Mikrometer dünne PRIMA-Implantat wird unter die Netzhaut implantiert und übernimmt die Funktion degenerierter Photorezeptoren. Über eine spezielle Brille wird Infrarotlicht auf das Implantat projiziert, das es in elektrische Signale umwandelt. Diese Signale regen intakte Netzhautzellen an und erzeugen optische Wahrnehmungen im visuellen Cortex des Gehirns.

Implantation eines elektronischen Netzhaut-Chips in der Augenklinik des UKB durch Prof. Frank Holz | Quelle: J. F. Saba | Copyright: Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Implantation eines elektronischen Netzhaut-Chips in der Augenklinik des UKB durch Prof. Frank Holz | Quelle: J. F. Saba | Copyright: Universitätsklinikum Bonn (UKB) 

An der Studie nahmen 38 Personen aus 17 Kliniken in fünf Ländern teil. Nach zwölf Monaten verbesserte sich die Sehschärfe bei 81,3 Prozent signifikant, um mindestens zehn Buchstaben auf der ETDRS-Sehtafel. Das periphere Sehvermögen blieb stabil. Das Implantat wurde gut vertragen, die meisten Nebenwirkungen traten in den ersten acht Wochen auf.

Die Technologie markiert einen Meilenstein in der Behandlung der geographischen Atrophie und ermöglicht eine partielle Wiederherstellung des Sehens, im Gegensatz zu bisherigen Therapien, die das Fortschreiten nur bremsen. Ein unabhängiges Data Safety Monitoring Board empfahl die Zulassung in Europa, da der Nutzen die Risiken überwiegt.

Das Implantat richtet sich an Patienten mit fortgeschrittener trockener AMD und Verlust des zentralen Sehens. Weitere Entwicklungen zu Bildverarbeitung und Tragekomfort sind in Arbeit, Zulassungsverfahren in Europa laufen.

Original Paper:

Subretinal Photovoltaic Implant to Restore Vision in Geographic Atrophy Due to AMD | New England Journal of Medicine


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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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