Medikamentenbeschichteter Ballonkatheter kann Stents auch bei größeren Herzgefäßen ersetzen

von | Okt. 31, 2025 | Forschung, Gesundheit

Auch bei größeren verengten Blutgefäßen erzielt der mit Medikamenten beschichtete Ballonkatheter langanhaltend gute Therapieergebnisse. Als vergleichsweise kleiner Eingriff bietet das Verfahren auch hier eine wirksame Alternative zum Stent. Diese Ergebnisse der Arbeitsgruppe des Kardiologen Professor Bruno Scheller von der Universität des Saarlandes bestätigt jetzt eine internationale Studie mit mehr als 3.300 Patienten, die auf dem größten Kongress für kathetergestützte Behandlung von Herzerkrankungen TCT in San Francisco, USA, vorgestellt wurde. Bruno Scheller entwickelte die Methode vor zwei Jahrzehnten und hat sie mit seiner Forschung seither stetig weiter verbessert.

Der mit Medikamenten beschichtete Ballonkatheter („drug coated balloon“, kurz ‚DCB‘) hat sich international als Therapieverfahren durchgesetzt. Dabei wird ein hauchdünner Kunststoffschlauch in das Gefäß eingebracht, ein winziger Ballon an seiner Spitze aufgeblasen und so die Gefäßwand vorsichtig geweitet. Der Clou an der Sache: Bei dieser Dehnung werden die Medikamente, mit denen der Ballon beschichtet ist, tief in die gedehnte Gefäßwand hineinbefördert. „Weitet man ein Gefäß mit einem einfachen Ballonkatheter auf, verengt es sich oft wieder, weil die Stelle erneut überwuchert wird. Die Medikamente in der speziellen Beschichtung dagegen bleiben in der Gefäßwand. Sie wirken dort über Wochen und Monate und verhindern wirksam neue Ablagerungen“, erklärt der Herzspezialist Professor Bruno Scheller von der Universität des Saarlandes. Er erfand und entwickelte dieses Verfahren, das heute zu den wichtigsten Therapien bei Gefäßverengung zählt, zusammen mit dem inzwischen emeritierten Professor Ulrich Speck von der Berliner Charité.

Professor Bruno Schellers Erfahrung als praktischer interventioneller Kardiologe am Universitätsklinikum des Saarlandes fließt in seine Forschung ein. Er ist stellvertretender Klinikdirektor und leitet das Herzkatheterlabor am Universitätsklinikum. | Quelle: Rüdiger Koop | Copyright: Universität des Saarlandes
Professor Bruno Schellers Erfahrung als praktischer interventioneller Kardiologe am Universitätsklinikum des Saarlandes fließt in seine Forschung ein. Er ist stellvertretender Klinikdirektor und leitet das Herzkatheterlabor am Universitätsklinikum. | Quelle: Rüdiger Koop | Copyright: Universität des Saarlandes

Bei kleineren Gefäßen bis zu 2,75 Millimetern Durchmesser wurde in einer Vielzahl an klinischen Studien bereits belegt, dass der medikamentenbeschichtete Ballonkatheter beschichteten Stents gleichwertig oder gar überlegen ist. Das Verfahren ist in der Praxis millionenfach im Einsatz. Vor allem in Asien hat die DCB-Therapie medikamentenbeschichtete Stents bereits fast zur Hälfte ersetzt. Die Ergebnisse zu kleinen Koronargefäßen wurden von Bruno Scheller und Kollegen in den vergangenen Jahren in den führenden Fachzeitschriften wie The Lancet (Lancet. 2018 Sep 8; 392(10150): 849-856. Lancet. 2020 Nov 7; 396(10261): 1504-1510) und European Heart Journal (Eur Heart J. 2025 May 2; 46(17): 1586-1599) veröffentlicht. Eine internationale Expertengruppe, das „Academic Research Consortium“ (ARC), gab in diesem Jahr unter wesentlicher Beteiligung von Professor Scheller Handlungsempfehlungen zur Therapie mit beschichteten Ballonkathetern im European Heart Journal (Eur Heart J. 2025 Jul 7; 46(26): 2498-2519) und im Journal of the American College of Cardiology (J Am Coll Cardiol. 2025 Oct 14; 86(15): 1170-1202).


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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