Innere Uhr verstärkt Nebenwirkungen der Krebstherapie
Eine neue Studie liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie Störungen der körpereigenen inneren Uhr, dem sogenannten zirkadianen Rhythmus, die Nebenwirkungen einer gängigen Krebstherapie bei Patientinnen mit Eierstockkrebs verstärken können. Forschende verschiedener deutscher Kliniken und Universitäten, koordiniert von der Medical School Hamburg und der Charité Berlin, untersuchten Patientinnen, die mit PARP-Inhibitoren wie Rucaparib behandelt wurden. Sie stellten fest, dass erhebliche Störungen des zirkadianen Rhythmus in engem Zusammenhang mit einer erhöhten behandlungsbedingten Toxizität standen. Die Ergebnisse wurden aktuell in der Fachzeitschrift eBioMedicine veröffentlicht.
Im Rahmen der multizentrischen Studie, an der Kliniken aus Berlin, München, Aachen, Karlsruhe, Krefeld, Dessau, Münster, Saarbrücken und Wiesbaden beteiligt waren, analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mithilfe moderner mathematischer Modelle und Genexpressionsanalysen die Auswirkungen der Krebstherapie auf bis zu 800 Gene. Im Fokus standen dabei auch zentrale Regulatoren der inneren Uhr wie BMAL1 und PER2. Zum Einsatz kam dabei die sogenannte TimeTeller-Technologie, ein innovatives Analyse-Tool, das als Spin-off der Charité Berlin entwickelt wurde und derzeit an der Medical School Hamburg weiterentwickelt wird.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Störungen des zirkadianen Rhythmus nicht nur eine Begleiterscheinung der Krebstherapie sind, sondern offenbar direkt mit der Verträglichkeit der Behandlung zusammenhängen. Patientinnen, deren innere Uhr besonders stark aus dem Takt geraten war, litten häufiger und stärker unter Nebenwirkungen der PARP-Inhibitoren. Die Forschenden sehen darin einen wichtigen Ansatzpunkt für die Weiterentwicklung der Krebstherapie. Durch die Berücksichtigung des individuellen Biorhythmus könnten Therapien künftig besser auf die Patientinnen abgestimmt und Nebenwirkungen reduziert werden.
Die Studie ist Teil einer größeren klinischen Untersuchung und unterstreicht das Potenzial der sogenannten Chronotherapie, bei der der Zeitpunkt der Medikamentengabe an den biologischen Rhythmus der Patientinnen angepasst wird. Dieser Ansatz könnte nicht nur die Verträglichkeit, sondern auch die Wirksamkeit von Krebstherapien verbessern. Die Forschenden betonen jedoch, dass weitere Studien notwendig sind, bevor konkrete klinische Empfehlungen ausgesprochen werden können.
Die Zusammenarbeit zwischen akademischer Forschung, Klinikpraxis und innovativen Start-ups wie TimeTeller gilt als beispielhaft für die moderne medizinische Forschung. Die Ergebnisse deuten auf eine Zukunft hin, in der Krebstherapien nicht nur anhand genetischer Marker, sondern auch unter Berücksichtigung des individuellen biologischen Zeitpunkts personalisiert werden könnte.
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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