Immunregulation bei Krebs: Mainzer Forschende enthüllen neue Therapieansätze

von | Aug. 15, 2025 | Forschung, Gesundheit

Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz haben einen bahnbrechenden Mechanismus der Immunregulation bei Krebserkrankungen entdeckt, der die Entwicklung neuer Therapieansätze vorantreiben könnte. Eine Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Immunity, zeigt, wie Polyamine, natürliche Moleküle im Tumorgewebe, die körpereigene Immunabwehr schwächen und so die Tumorabwehr behindern. Durch gezielte Unterdrückung der Polyaminproduktion konnten die Forscher eine effektive Anti-Tumor-Immunantwort auslösen, ohne das Risiko für Autoimmunerkrankungen zu erhöhen, und die Durchlässigkeit von Tumoren für medikamentöse Wirkstoffe verbessern.

Unter der Leitung der Direktoren des Instituts für Immunologie, Univ.-Prof. Dr. Tobias Bopp und Univ.-Prof. Dr. Hansjörg Schild, untersuchte das Forschungsteam die Rolle von Polyaminen, die sich in Tumoren ansammeln und die Funktion regulatorischer T-Zellen beeinflussen. Diese Zellen sind essenziell, um überschießende Immunantworten zu verhindern und das Gleichgewicht des Immunsystems zu wahren. Die Studie zeigt, dass Polyamine die Fähigkeit der T-Zellen einschränken, Tumore effektiv zu bekämpfen. Durch spezifische Hemmung der Polyaminproduktion wurde nicht nur eine stärkere Anti-Tumor-Immunantwort erzielt, sondern auch die Tumorstruktur verändert. Tumore wurden besser durchblutet, was die Aufnahme therapeutischer Wirkstoffe erleichterte.

Symbolbild einer Blutkonserve | Quelle: Aman Chaturvedi | Copyright: Aman Chaturvedi/unsplash
Symbolbild einer Blutkonserve | Quelle: Aman Chaturvedi | Copyright: Aman Chaturvedi/unsplash

Die Analyse basierte auf Gewebeschnitten, bei denen die zelluläre Zusammensetzung, Gewebestruktur und Durchblutung verschiedener Tumorbereiche untersucht wurden. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die gezielte Manipulation von Polyaminen die Funktion regulatorischer T-Zellen so steuert, dass die Tumorabwehr gestärkt wird, ohne die Schutzmechanismen gegen Autoimmunerkrankungen zu beeinträchtigen. Dieser Ansatz eröffnet neue Perspektiven für die Krebstherapie, da er die Immunantwort gezielt aktiviert und gleichzeitig die Sicherheit der Patienten gewährleistet.

Die Studie, unterstützt durch den DFG-geförderten Sonderforschungsbereich 1292, unterstreicht die Bedeutung interdisziplinärer Forschung für translationale Fortschritte. Derzeit wird in den USA eine Phase-I-Studie unter Leitung der Firma Aminex durchgeführt, um die Verträglichkeit und optimale Dosierung eines Polyamin-Inhibitors zu testen. Sollten diese Tests erfolgreich sein, könnten weitere Studien die Wirksamkeit bei Krebspatienten untersuchen. Die Erkenntnisse bieten vielversprechende Ansätze, um die Immuntherapie zu verbessern und die Behandlung von Krebserkrankungen effektiver und sicherer zu gestalten.

Original Paper:

Polyamines regulate adaptive antitumor immunity by functional specialization of regulatory T cells: Immunity


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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