HIRI-Forschende identifizieren neuartige Verbindung gegen Tumor-assoziierte Fusobakterien

Forschende des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) in Würzburg haben eine neuartige Verbindung entdeckt, die das Wachstum von Tumor-assoziierten Fusobakterien zuverlässig hemmt. Fusobakterien, insbesondere Fusobacterium nucleatum, sind Teil der menschlichen Mundflora, werden jedoch zunehmend mit dem Fortschreiten verschiedener Krebsarten wie Darm-, Speiseröhren- und Brustkrebs in Verbindung gebracht. Diese Bakterien können Tumorgewebe besiedeln und stehen im Verdacht, das Tumorwachstum sowie die Metastasenbildung zu fördern.
Das Forschungsteam setzte bei seiner Suche nach gezielten Behandlungsansätzen auf sogenannte Antisense-Moleküle. Diese künstlich hergestellten Peptidnukleinsäuren (PNAs) ähneln natürlichen Nukleinsäuren, sind jedoch stabiler und können gezielt an die Boten-RNA (mRNA) bestimmter Gene binden, um die Produktion lebenswichtiger Proteine zu blockieren. Damit gelten sie als vielversprechende Kandidaten für eine neue Generation maßgeschneiderter Antibiotika, die gezielt schädliche Bakterien angreifen, ohne die nützliche Darmflora zu beeinträchtigen.

Im Rahmen ihrer aktuellen Studie, veröffentlicht im Fachmagazin mBio, untersuchten die Forschenden verschiedene Antisense-Moleküle auf ihre Wirksamkeit gegen fünf klinisch relevante Fusobakterienarten. Während die gezielt entwickelten Moleküle das Wachstum der Bakterien nicht wie erwartet hemmten, zeigte eine Kontrollverbindung mit der Bezeichnung FUS79 eine überraschend starke Wirkung: Sie stoppte das Wachstum aller getesteten Fusobakterienstämme, ohne andere Bakterienarten zu beeinflussen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass FUS79 einen bislang unbekannten Wirkmechanismus nutzt, der vermutlich über die Destabilisierung der bakteriellen Zellmembran wirkt. Der genaue Mechanismus soll in weiteren Studien entschlüsselt werden.
Die Entdeckung dieser Verbindung eröffnet neue Perspektiven für die Entwicklung gezielter antibakterieller Therapien gegen Fusobakterien, die das Tumorwachstum beeinflussen. Langfristig könnten solche Ansätze die Behandlungserfolge bei verschiedenen Krebsarten verbessern und Nebenwirkungen herkömmlicher Antibiotika vermeiden.
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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