Herz-Kreislauf-Stillstand in Deutschland: Deutliche Fortschritte, aber weiterer Handlungsbedarf

Im Jahr 2024 erlitten in Deutschland schätzungsweise 136.000 Menschen außerhalb eines Krankenhauses einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand, etwa 370 Fälle täglich. In rund 67.000 Fällen leitete der Rettungsdienst Wiederbelebungsmaßnahmen ein. Dies geht aus dem aktuellen Jahresbericht des Deutschen Reanimationsregisters hervor, das von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin getragen wird.
Die Analyse basiert auf Daten von 198 Notarzt- und Rettungsdiensten, die eine Versorgungsregion mit etwa 42 Millionen Menschen abdecken. Eine Referenzgruppe von 44 besonders sorgfältig dokumentierenden Standorten ermöglichte präzise Hochrechnungen und verlässliche Rückschlüsse auf die Reanimationsversorgung in Deutschland.
Positive Entwicklungen zeigen sich bei der Beteiligung von Ersthelfenden: In der Referenzgruppe stieg der Anteil der von Laien initiierten Reanimationen von 50,7 Prozent im Jahr 2023 auf 55,4 Prozent im Jahr 2024. Im Gesamtdatensatz wuchs die Quote von 49,9 auf 52,0 Prozent. Erstmals dokumentierte das Register auch einen deutlichen Anstieg der Defibrillationen durch Ersthelfende: In zwei Prozent der Fälle – insgesamt 529 Patienten – wurde vor Eintreffen des Rettungsdienstes ein Defibrillator eingesetzt. Experten werten dies als Erfolg von Helfer-vor-Ort-Systemen, betonen jedoch, dass Deutschland im internationalen Vergleich Nachholbedarf hat.

Auch die telefonische Reanimationsanleitung durch Leitstellen gewinnt an Bedeutung. In der Referenzgruppe stieg deren Anteil von 33,0 auf 40,4 Prozent, im Gesamtdatensatz von 33,9 auf 37,3 Prozent. Dennoch bleibt eine flächendeckende Umsetzung ausbaufähig. Die schnelle Ankunft des Rettungsdienstes ist ebenfalls entscheidend: In den Referenzstandorten traf der Rettungsdienst in 78,5 Prozent der Fälle innerhalb von acht Minuten ein, ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Im Gesamtkollektiv lag die Quote jedoch bei nur 73,2 Prozent, womit das Ziel von 80 Prozent erneut verfehlt wurde.
Die Daten zeigen weitere Details: Zwei Drittel der Betroffenen waren männlich, ein Drittel weiblich. Das Durchschnittsalter lag bei 69,9 Jahren, wobei 45 Prozent unter 70 Jahre alt waren und fast ein Drittel über 80 Jahre. In 55 Prozent der Fälle war ein kardiales Ereignis wie ein Herzinfarkt die Ursache, in 15 Prozent ein respiratorisches Problem. Die meisten Reanimationen (70 Prozent) fanden im häuslichen Umfeld statt, 15 Prozent im öffentlichen Raum und 12 Prozent in Pflegeeinrichtungen.
Die Überlebensrate blieb mit etwa 11 Prozent stabil, wobei ein Drittel der Betroffenen mit spontanem Kreislauf das Krankenhaus erreichte. Über 70 Prozent der Überlebenden zeigten eine gute neurologische Erholung. Im Krankenhaus sank der Einsatz des Temperaturmanagements, einer Methode zur gezielten Kühlung des Körpers, auf 17,3 Prozent, obwohl Studien deren Nutzen für die Überlebenschancen belegen. Internationale Experten empfehlen eine mindestens 24-stündige Temperaturkontrolle, um die Lebensqualität der Patienten zu sichern.
Trotz Fortschritten bei der Laienreanimation stagnieren die Überlebensraten. Experten fordern eine Weiterentwicklung der gesamten Versorgungskette, von der Erstversorgung über den Rettungsdienst bis zur Klinik. Insbesondere die zeitgerechte Anwendung von Maßnahmen und die Qualität der Reanimation müssten flächendeckend verbessert werden, um die Überlebenschancen weiter zu erhöhen.
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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