Heimdialyse: Lösung für Fachkräftemangel und bessere Lebensqualität

In Deutschland sind etwa 100.000 Menschen auf eine regelmäßige Dialyse angewiesen, da ihre Nierenfunktion stark eingeschränkt oder ausgefallen ist. Diese lebensnotwendige Behandlung ist kosten- und personalintensiv, insbesondere angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels im Gesundheitswesen. Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) sieht in der Heimdialyse eine vielversprechende, aber noch untergenutzte Therapieform, die sowohl medizinische als auch alltagspraktische Vorteile bietet.

Die Heimdialyse ermöglicht es Patienten, ihre Behandlung selbstständig zu Hause durchzuführen, entweder als Peritonealdialyse über das Bauchfell oder als klassische Hämodialyse. Diese Methode bietet Flexibilität in der Zeitgestaltung, erspart lange Anfahrten zu Dialysezentren und verbessert die Lebensqualität. Regelmäßige und kontinuierliche Dialysebehandlungen kommen der natürlichen Nierenfunktion näher und fördern die Gesundheit der Betroffenen. Besonders für berufstätige oder selbstständige Menschen sowie solche mit familiärer Unterstützung ist die Heimdialyse eine attraktive Option. Voraussetzung ist eine umfassende Schulung der Patienten und behandelnden Ärzte sowie die Bereitschaft zur eigenständigen Durchführung. Ambulante und stationäre Dialyseeinrichtungen dienen als zuverlässige Unterstützung bei medizinischen Fragen.
Die DGfN nutzt das aktuelle gesundheitspolitische Momentum, um die Heimdialyse strukturell zu stärken. Zum 1. Januar 2025 hat der Bewertungsausschuss aus Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung neue finanzielle Anreize beschlossen. Leistungserbringer erhalten für die ersten 52 Behandlungswochen wöchentliche Zuschläge von 96,50 Euro, wofür etwa 15 Millionen Euro bereitgestellt werden. Diese Maßnahme soll die Verbreitung der Heimdialyse fördern und den Druck auf überlastete Dialysezentren reduzieren. Bereits 2021 hatte die DGfN in ihrem 10-Punkte-Plan die Stärkung der Heimdialyse gefordert, um Patienten mit chronischer Nierenkrankheit mehr Wahlmöglichkeiten zu bieten, die ihren Lebensumständen entsprechen.
International engagiert sich die DGfN im Rahmen des International Home Dialysis Consortium, das Fachgesellschaften, medizinisches Personal, Patientenorganisationen und politische Entscheidungsträger vereint, um die Heimdialyse weltweit voranzutreiben. Parallel betont die Gesellschaft die Bedeutung der Früherkennung von chronischen Nierenkrankheiten. Durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit Hausärzten, Kardiologen und Diabetologen soll die Prävention verbessert werden, um langfristig den Bedarf an Dialyse und Fachpersonal zu senken.
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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