Globale Gesundheitsforschung hinkt Krankheitslast hinterher

von | Aug. 28, 2025 | Forschung, Gesundheit

Eine neue Studie unter Beteiligung der Universität Mannheim zeigt, dass die weltweite Gesundheitsforschung den Bedürfnissen der globalen Krankheitslast nicht ausreichend gerecht wird. Besonders chronische Krankheiten wie Diabetes oder Suchterkrankungen nehmen weltweit zu, während die Forschung dazu vor allem in wenigen westlichen Ländern stattfindet. Die Ergebnisse, basierend auf der Analyse von 8,6 Millionen wissenschaftlichen Veröffentlichungen der letzten 20 Jahre mithilfe künstlicher Intelligenz, wurden in der Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht.

Die Studie offenbart, dass die Kluft zwischen Forschung und tatsächlicher Krankheitslast seit 1999 zwar um die Hälfte geschrumpft ist, was auf einen Rückgang übertragbarer Krankheiten wie HIV/AIDS, Malaria oder Tuberkulose zurückzuführen ist. Diese machen heute einen geringeren Anteil der globalen Krankheitslast aus. Gleichzeitig wachsen nicht übertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes rasant, doch die Forschung hat sich an diese Verschiebung nur unzureichend angepasst. Während die Forschungslücke bei Infektionskrankheiten um etwa 75 Prozent abgenommen hat, ist sie bei chronischen Krankheiten um 25 Prozent gestiegen. Besonders in Regionen wie Südamerika oder Asien, wo Diabetes zunehmend zur Volkskrankheit wird, bleibt die Forschung unterentwickelt.

Symbolbild. Credits: Pixabay
Symbolbild. Credits: Pixabay

Die Forscher warnen, dass ohne eine Neuausrichtung der Forschungsschwerpunkte die Diskrepanz bis 2050 um ein Drittel wachsen könnte. Ein wesentlicher Risikofaktor ist die starke Abhängigkeit der Gesundheitsforschung von öffentlicher Förderung aus den USA. Ein Rückgang dieser Mittel würde die bestehenden Ungleichgewichte verschärfen.

Um die Forschung besser an die globalen Gesundheitsbedarfe anzupassen, fordern die Studienautoren mehr internationale Zusammenarbeit, eine offene Wissenschaftspolitik durch Open Science und verpflichtendes Daten-Sharing sowie gleichberechtigte Partnerschaften. Nur so könne die Forschung auch jene Regionen erreichen, die bisher unterversorgt sind, aber stark von der steigenden Krankheitslast betroffen sind.

Original Paper:

Global distribution of research efforts, disease burden, and impact of US public funding withdrawal | Nature Medicine


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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