Fortschritt in der Glioblastom-Therapie: Temsirolimus zeigt Erfolg in multizentrischer Studie

von | Sep. 8, 2025 | Forschung, Gesundheit

Forschende der Medizinischen Fakultät Heidelberg, des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg haben in der multizentrischen Phase-1/2-Studie „NCT Neuro Master Match (N2M2)“ die Wirksamkeit zielgerichteter Medikamente bei neu diagnostiziertem Glioblastom untersucht. Die Studie, veröffentlicht in „Nature Medicine“, zeigt, dass der Wirkstoff Temsirolimus, bereits bei Nierenkrebs eingesetzt, positive Ergebnisse erzielt. Sie belegt, dass eine molekular zielgerichtete Therapie schnell und effizient umsetzbar ist.

Glioblastome sind hochaggressive, nicht heilbare Hirntumoren mit einer mittleren Überlebenszeit von etwa zwölf Monaten. Standardtherapien aus Operation, Bestrahlung und Chemotherapie mit Temozolomid verlängern das Leben nur um wenige Monate. Bei zwei Dritteln der Patienten versagt Temozolomid aufgrund genetischer Resistenzen, weshalb neue Therapieansätze dringend benötigt werden.

Neuronen. Symbolbild. Credits: Pixabay
Neuronen. Symbolbild. Credits: Pixabay

In der Studie wurden 228 Patienten mit Temozolomid-resistenten Glioblastomen eingeschlossen. Molekulare Analysen des Tumorgewebes, durchgeführt innerhalb von durchschnittlich 26 Tagen, ermöglichten eine präzise Medikamentenauswahl durch ein Molekulares Tumorboard. Patienten mit überaktivem mTOR-Signalweg erhielten Temsirolimus, das diesen Signalweg hemmt. Andere erhielten Immuntherapien oder die Standardtherapie, stets kombiniert mit Strahlentherapie.

Temsirolimus zeigte bei 39,1 Prozent der 46 Patienten in dieser Gruppe ein progressionsfreies Überleben von mindestens sechs Monaten, verglichen mit 18,5 Prozent in der Standardtherapie-Gruppe. Die mittlere Überlebenszeit betrug 15 Monate, etwa drei Monate länger als bei der Standardtherapie. Diese Ergebnisse markieren einen wichtigen Fortschritt für Patienten ohne wirksame Therapieoptionen.

Die Studie zeigt, dass präzisionsmedizinische Ansätze in der Ersttherapie von Glioblastomen praktikabel sind, ohne die Strahlentherapie zu verzögern. Temsirolimus und ähnliche Wirkstoffe könnten zukünftig als Standardtherapie etabliert werden. Weitere Forschung soll die Wirksamkeit anderer Medikamente klären, um die Behandlung dieser aggressiven Tumoren weiter zu verbessern.

Original Paper:

Wick W, Dettmer S, Berberich A, et al. N2M2 (NOA-20) phase I/II trial of molecularly matched targeted therapies plus radiotherapy in patients with newly diagnosed non-MGMT hypermethylated glioblastoma. Neuro Oncol. 2019;21(1):95-105. doi:10.1093/neuonc/noy161

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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