Europäische Forschungszentren fordern Allianz für innovative Wirkstoffentwicklung

von | Aug. 22, 2025 | Forschung, Gesundheit, Politik

Führende europäische Forschungseinrichtungen setzen sich für die Gründung einer Europäischen Allianz ein, um die Entwicklung proximitäts-induzierender Wirkstoffe wie PROTACs und molekulare Kleber zu beschleunigen. Diese innovativen therapeutischen Ansätze, die krankheitsverursachende Proteine gezielt abbauen oder verändern, könnten die Behandlung bisher untherapierbarer Krankheiten revolutionieren. Die Initiative wird von der Goethe-Universität Frankfurt, dem IRB Barcelona, AITHYRA in Wien, der Universität Dundee und der EPFL Lausanne unterstützt und in einem Perspektivenbeitrag in der Fachzeitschrift Molecular Cell vorgestellt.

Proximitäts-induzierende Wirkstoffe nutzen die zelleigene Entsorgungsmaschinerie, insbesondere das Ubiquitin-Proteasom-System und die Autophagie, um schädliche Proteine zu eliminieren. Im Gegensatz zu herkömmlichen Inhibitoren, die Proteine lediglich blockieren, können diese Ansätze krankheitsrelevante Proteine vollständig entfernen. Zudem wird an der Umprogrammierung anderer zellulärer Signalwege geforscht, um neue therapeutische Möglichkeiten zu erschließen. Der Perspektivenbeitrag beschreibt die jüngsten wissenschaftlichen Fortschritte, darunter den Weg von PROTACs in die klinische Anwendung, das Design molekularer Kleber und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz sowie maschinellem Lernen, um die Wirkstoffentwicklung zu beschleunigen.

In Deutschland treibt der Zukunftscluster PROXIDRUGS unter der Leitung der Goethe-Universität Frankfurt die Forschung voran. Seit Oktober 2021 wird der Cluster jährlich mit fünf Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung, Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördert. PROXIDRUGS hat ein nationales Netzwerk aus akademischen und industriellen Partnern aufgebaut, das nun international erweitert werden soll. Die Goethe-Universität bringt ihre langjährige Expertise in der Erforschung zellulärer Abbauwege ein, während das neu gegründete Frankfurt Center for Emerging Therapeutics als Innovationshub die Forschung mit modernen Plattformen und schnellem Technologietransfer unterstützt.

Symbolbild. Credits: Pexels.com
Symbolbild. Credits: Pexels.com

Die geplante Europäische Allianz soll die Kompetenzen der beteiligten Forschungszentren in medizinischer Chemie, Strukturbiologie, Biophysik, Zellbiologie und computergestützter Forschung bündeln. Ziel ist es, den Zugang zu Technologien zu erleichtern, neue Standards für die Wirkstoffbewertung zu setzen und die Verknüpfung experimenteller und rechnergestützter Methoden zu stärken. Zudem sollen lebensnahe Modelle entwickelt werden, um Herausforderungen beim Wirkstofftransport und der Sicherheit zu meistern. Durch die Einwerbung öffentlicher und privater Fördermittel soll die Allianz europäische Forschungszentren mit internationalen Pharma-, Biotech- und Technologiefirmen vernetzen.

Die Initiative betont die Bedeutung der akademischen Forschung für den Fortschritt in diesem Bereich und fordert eine engere Zusammenarbeit mit der Industrie, um das therapeutische Potenzial proximitäts-induzierender Wirkstoffe voll auszuschöpfen. Eine solche Kooperation soll die frühe Wirkstoffentwicklung beschleunigen, Ressourcen effizient nutzen und die nächste Generation von Forschern fördern, um wissenschaftliche Durchbrüche schneller in die Anwendung zu bringen.


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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