Eignungstests für Medizinstudium: Zuverlässige Prognose des Studienerfolgs

Eine umfassende Studie der heiTEST Koordinationsstelle an der Medizinischen Fakultät Heidelberg, des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und des Instituts für Test- und Begabungsforschung in Bonn bestätigt die hohe Prognosekraft der standardisierten Eignungstests TMS und HAM-Nat für den Erfolg im Medizinstudium. Die Untersuchung zeigt, dass beide Tests nicht nur die Abiturnote als Auswahlkriterium ergänzen, sondern diese in ihrer Vorhersagegenauigkeit übertreffen. Damit tragen sie entscheidend zur fairen und effektiven Vergabe der etwa 12.000 jährlichen Medizinstudienplätze in Deutschland bei.
Die Studie umfasste rund 5.500 Teilnehmer, die zwischen 2017 und 2022 entweder den Test für Medizinische Studiengänge (TMS) oder den Hamburger Naturwissenschaftstest (HAM-Nat) absolvierten. Diese Tests werden von allen medizinischen Fakultäten in Deutschland genutzt, um Bewerber für das Studium auszuwählen, die sowohl fachlich als auch persönlich für den ärztlichen Beruf geeignet sind. Der TMS prüft medizinisch-naturwissenschaftliches Grundverständnis sowie kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnis und Mustererkennung, während der HAM-Nat sich auf Basiswissen in Biologie, Chemie, Physik, Mathematik und logisches Denken konzentriert. Beide Tests ergänzen die Abiturnote und weitere Qualifikationsmerkmale im Auswahlverfahren.
Die Forscher verglichen die Testergebnisse mit den Studienleistungen der Teilnehmer, gemessen an den Durchschnittsnoten während des Studiums und den Resultaten im Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung, dem sogenannten Physikum. Die Analyse ergab, dass Bewerber mit guten Testergebnissen durchweg bessere Leistungen im Studium erbrachten. Bis zu 30 Prozent der Unterschiede in den Studienleistungen konnten durch die Testergebnisse erklärt werden, was die hohe Vorhersagegenauigkeit der Tests unterstreicht. Besonders bemerkenswert ist, dass die Tests unabhängig von Alter und Geschlecht zuverlässige Ergebnisse liefern, was ihre Fairness und Validität bestätigt. Dies ist entscheidend, da die Tests weitreichende Auswirkungen auf die berufliche Zukunft der Bewerber haben.

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die Überlegenheit der Eignungstests gegenüber der Abiturnote. Während die Abiturnote allein nur begrenzt den Studienerfolg vorhersagen kann, leisten TMS und HAM-Nat einen wesentlichen zusätzlichen Beitrag. Eine Kombination aus Abiturnote und Eignungstest verbessert die Prognose deutlich, wobei die Tests den größeren Einfluss haben. Dies unterstreicht ihre Bedeutung für die Auswahl geeigneter Kandidaten. Die Ergebnisse widerlegen die Annahme, dass die Abiturnote allein ausreichend ist, um die Eignung für das anspruchsvolle Medizinstudium zu beurteilen.
Die Studienplatzvergabe in Deutschland folgt einem zentralen Verfahren, koordiniert durch die Stiftung für Hochschulzulassung. Nach Abzug von Vorabquoten werden 30 Prozent der Plätze nach Abiturnote, 60 Prozent nach hochschuleigenen Auswahlverfahren und 10 Prozent nach einer zusätzlichen Eignungsquote vergeben. Der TMS wird von den meisten Fakultäten genutzt, während Hamburg und Magdeburg auf den HAM-Nat setzen. Die Studie betont, dass diese Tests nicht nur die Studienleistungen vorhersagen, sondern auch sicherstellen, dass Studienplätze an Bewerber gehen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich studieren und später als engagierte Ärzte tätig sein werden.
Angesichts des demografischen Wandels und der alternden Gesellschaft in Deutschland sind solche wissenschaftlich fundierten Auswahlverfahren essenziell, um die medizinische Versorgung langfristig zu sichern. Die Forscher planen, die Stärken von TMS und HAM-Nat in einem kombinierten Testformat zu vereinen, um die Auswahl weiter zu optimieren. Dies könnte die Chancengleichheit erhöhen und die Qualität der Studierendenauswahl verbessern. Die Studie unterstreicht die Bedeutung standardisierter Tests für eine gerechte und effektive Vergabe von Medizinstudienplätzen.
Original Paper:
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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