Durchbruch bei seltenen Nierenzellkarzinomen: Immuntherapie zeigt klare Vorteile

von | Aug. 12, 2025 | Forschung, Gesundheit

Eine internationale Studie unter Leitung der Universitätsmedizin Frankfurt hat erstmals die Wirksamkeit einer Immuntherapie bei nicht-klarzelligen Nierenzellkarzinomen (nccRCC) nachgewiesen. Die Ergebnisse der SUNNIFORECAST-Studie, veröffentlicht im Fachjournal „Annals of Oncology“, zeigen, dass die Kombination der Immuncheckpoint-Inhibitoren Ipilimumab und Nivolumab die Überlebenszeit von Patienten mit diesen seltenen und schwer behandelbaren Tumoren signifikant verlängert. Die Studie eröffnet neue Perspektiven für die Therapie dieser komplexen Tumorgruppe.

Nicht-klarzellige Nierenzellkarzinome, die etwa 20 bis 25 Prozent aller Nierenzellkarzinome ausmachen, stellen aufgrund ihrer histologischen und molekularen Vielfalt eine Herausforderung dar. Im Gegensatz zu klarzelligen Tumoren, für die etablierte Behandlungen existieren, fehlten bisher belastbare Daten für nccRCC. Die SUNNIFORECAST-Studie schließt diese Lücke. Sie untersuchte die Kombination von Ipilimumab und Nivolumab bei bisher unbehandelten Patienten im Vergleich zur Standardtherapie mit Tyrosinkinasehemmern.

Credits: OpenClipart-Vectors/pixabay
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Die Ergebnisse sind ermutigend: Nach zwölf Monaten lag die Überlebensrate bei 78 Prozent unter Immuntherapie, verglichen mit 68 Prozent unter Standardtherapie. Die mediane Überlebenszeit verbesserte sich von 25,2 auf 33,2 Monate. Besonders deutlich war der Vorteil bei Tumoren mit PD-L1-Expression, was auf eine gezielte Aktivierung des Immunsystems durch die Therapie hinweist. Während Tyrosinkinasehemmer zelluläre Signalwege blockieren, stärken die Antikörper Ipilimumab und Nivolumab die körpereigene Abwehr, indem sie Immunzellen aktivieren.

Die Studie, die als erste randomisierte Untersuchung dieser Art gilt, wurde in Zusammenarbeit mit Zentren aus sieben Ländern durchgeführt und von der Goethe-Universität Frankfurt gesponsert. Die Koordination lag bei der Universitätsmedizin Frankfurt, wo die Forschungsarbeiten von einem erfahrenen Team der Hämatologie und Onkologie geleitet wurden. Die Ergebnisse könnten die klinische Praxis nachhaltig verändern, insbesondere für PD-L1-positive Tumoren, und deuten auf einen möglichen Paradigmenwechsel in der Erstlinientherapie hin.

Die Forscher planen bereits weitere Studien, um die Wirksamkeit der Immuntherapie in Kombination mit Tyrosinkinasehemmern zu prüfen und die molekulare Subtypisierung von nccRCC weiter zu verfeinern. Ziel ist es, Therapien noch stärker auf individuelle Patientenprofile abzustimmen. Die Erkenntnisse stärken die Hoffnung auf effektivere Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit diesen seltenen Tumoren.

Original Paper:

Bergmann, L., Albiges, L., Ahrens, M., Gross-Goupil, M., Boleti, E., Gravis, G., Fléchon, Grimm, M.-O., Bedke, J., Barthélémy, P., Castellano, D., Mellado, B., Ivanyi, P., Rottey, S., Flörcken, A., Suarez, C., Maroto, P., Grünwald, V., Oosting, S. F., Kopecky, J., Zschäbitz, S., Boegemann, M., Buchler, T., Niegisch, G., Goebell, P. J., Waddell, T., Joly, F., Priou, F., Retz, M., Siemer, S., Zimmermann, U., Deckbar, D., Burkholder, I., Hartmann, A., Haanen, J. B. Prospective randomized phase-II trial of ipilimumab/nivolumab versus standard of care in non-clear cell renal cell cancer – results of the SUNNIFORECAST trial; Ann Oncol. 2025, Jul;36(7):796 806.
doi:10.1016/j.annonc.2025.03.016


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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