DIVI fordert kriegstaugliche Krankenhäuser

von | Dez. 9, 2025 | Forschung, Gesundheit, Politik

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) drängt auf verstärkte Vorbereitung des Gesundheitswesens auf Großschadensereignisse. Auf ihrer Jahrestagung in Hamburg betonte die Fachgesellschaft, dass die meisten deutschen Kliniken Krankenhausalarm- und -einsatzpläne (KAEP) für Massenanfälle von Verletzten besitzen, diese jedoch regelmäßig geübt werden müssen, um im Ernstfall wirksam zu sein. Besonders im Bündnis- oder Verteidigungsfall, mit geschätzten 1000 Verletzten pro Tag, davon 20 Prozent Intensivpatienten, stehe das System vor großen Herausforderungen. Regelmäßige Übungen könnten die Versorgungsqualität und Belastbarkeit des Systems steigern.

Die DIVI wies auf die hohen Kosten von Vollübungen hin, die pro Klinik zwischen 50.000 und 100.000 Euro betragen. Großübungen mit mehreren Kliniken, Rettungsdiensten, Polizei, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk könnten bis zu 500.000 Euro kosten. Solche Belastungstests seien unerlässlich, um regionale Schwachstellen aufzudecken und die Zusammenarbeit zu optimieren. Beispiele wie die schnelle Versorgung von 72 schwerstverletzten Patienten nach dem Berliner Weihnachtsmarkt-Anschlag 2024 zeigen den Nutzen gut geschulter Teams und klarer Abläufe.

Deutschlands Krankenhäuser sollen kriegstauglich werden. Symbolbild. Credits: DerManuW / Pixabay
Deutschlands Krankenhäuser sollen kriegstauglich werden. Symbolbild. Credits: DerManuW / Pixabay

Ein weiteres Anliegen war die Vorbereitung auf Versorgungsengpässe nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 4. November 2025, das das Triage-Gesetz aufhob. Die DIVI überarbeitet derzeit ihre pandemiezeitlichen Empfehlungen, um den Bundesländern eine einheitliche Grundlage für ein neues Gesetz zu liefern. Ziel ist es, Medizinern Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen zu ermöglichen, ohne starre Vorgaben. Eine bundesweite Regelung soll unterschiedliche regionale Ansätze verhindern.

Die Fachgesellschaft verwies auf den Koalitionsvertrag der Bundesregierung, der gesetzliche Rahmenbedingungen für den Gesundheitssektor und Rettungsdienst im Zivil-, Verteidigungs- und Bündnisfall vorsieht. Angesichts eines möglichen Bündnisfalls gegen Ende des Jahrzehnts seien klare Zuständigkeiten und gesicherte Finanzierungen dringend notwendig. Die DIVI betonte, dass bestehende Konzepte zu Ausbildung, Materialbedarf, Logistik und Kommunikation umgesetzt werden müssen. Dies erfordere eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung, politische Weitsicht und verbindliche Finanzierung, um krisenfeste Krankenhäuser zu gewährleisten und Patienten im Ernstfall optimal zu versorgen.

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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