Digitoxin zeigt klare Vorteile bei Herzinsuffizienz

Eine groß angelegte Studie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) belegt die Wirksamkeit und Sicherheit von Digitoxin bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz (HFrEF). Die DIGIT-HF-Studie, die über zehn Jahre mit mehr als 1.200 Teilnehmenden durchgeführt wurde, zeigt, dass das Herzglykosid die Sterblichkeit und Krankenhausaufenthalte deutlich reduziert.
Herzinsuffizienz, bei der das Herz nicht ausreichend Blut pumpt, betrifft in Deutschland etwa vier Millionen Menschen und führt zu Symptomen wie Atemnot, eingeschränkter Belastbarkeit und Wassereinlagerungen. Obwohl Digitalis-Präparate wie Digitoxin seit über 200 Jahren verwendet werden, fehlte bislang ein wissenschaftlich fundierter Nachweis ihrer Wirksamkeit. Unter der Leitung von Professor Dr. Johann Bauersachs und Professor Dr. Udo Bavendiek untersuchte die multizentrische Studie mit über 50 Kliniken in Deutschland, Österreich und Serbien die Wirkung von Digitoxin als Zusatztherapie bei HFrEF-Patienten. Die Ergebnisse, veröffentlicht im New England Journal of Medicine und präsentiert auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie in Madrid im August 2025, bestätigen signifikante Vorteile.

Die Studie zeigt, dass Digitoxin bei Patienten, die bereits mit Standardtherapien wie Beta-Blockern, ACE-Hemmern oder SGLT-2-Inhibitoren behandelt werden, die Sterblichkeit und Krankenhausaufenthalte verringert. Besonders vorteilhaft ist, dass Digitoxin auch bei eingeschränkter Nierenfunktion sicher ist, da es über Leber und Darm ausgeschieden wird, im Gegensatz zu Digoxin. Mit einer Dosierung von 0,07 Milligramm pro Tag oder weniger wurde die Sicherheit bestätigt, und frühere Bedenken über potenzielle Risiken entkräftet. Zudem ist Digitoxin als Generikum äußerst kostengünstig, was es zu einer attraktiven Option im Gesundheitssystem macht.
Die mit rund sieben Millionen Euro vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt und anderen Stiftungen geförderte Studie könnte Digitoxin als Standardtherapie für HFrEF etablieren. Sie bietet neue Hoffnung für Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz und zeigt, dass das Medikament auch bei Vorhofflimmern die Herzfrequenz effektiv kontrolliert, wenn andere Behandlungen unzureichend sind.
Original Paper:
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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