DEGUM warnt zum Tag des älteren Menschen vor unterschätztem Risiko Bauchaortenaneurysma

Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) rückt anlässlich des Internationalen Tags des älteren Menschen am 1. Oktober die Bedeutung moderner Sonografieverfahren in den Vordergrund. Im Fokus der virtuellen Pressekonferenz steht das Bauchaortenaneurysma, eine gefährliche Erweiterung der Bauchschlagader, die lange symptomlos verlaufen kann, im Falle eines Risses jedoch oftmals tödlich endet. Trotz eines seit 2018 implementierten gesetzlichen Screenings für Männer ab 65 Jahren wird dieses Vorsorgeangebot zurzeit wenig genutzt, und Frauen mit Risikofaktoren haben bislang keinen Zugang zu einer vergleichbaren Früherkennung.
Ein Bauchaortenaneurysma liegt vor, wenn sich der Durchmesser der Aorta auf mindestens drei Zentimeter ausdehnt. Während kleine Erweiterungen oft über Jahre kontrolliert werden können, steigt das Risiko einer plötzlichen Ruptur bei Durchmessern ab 5,5 Zentimetern bei Männern beziehungsweise ab 5,0 Zentimetern bei Frauen deutlich an. In solchen Fällen ist zumeist eine operative Ausschaltung erforderlich. Frühzeitig erkannt, reicht bei vielen Patienten jedoch eine konservative Behandlung aus, etwa durch regelmäßige Ultraschallkontrollen, konsequente Blutdrucksenkung und Verzicht auf Nikotin.

Nach Angaben der DEGUM lassen sich bei rund 4 bis 8 Prozent der über 65-jährigen Männer im Screening Bauchaortenaneurysmen nachweisen. Frauen sind zwar seltener betroffen, doch zeigen sie häufiger einen gefährlicheren Verlauf. Studien belegen, dass vor allem Raucherinnen größere und schneller wachsende Aneurysmen entwickeln, während die Rupturrate bei nicht gescreenten Frauen nahezu doppelt so hoch ist wie bei nicht gescreenten Männern.
Die Fachgesellschaft kritisiert, dass das bestehende Screening kaum in der hausärztlichen Prävention verankert ist. In der Praxis werden Männer nicht automatisch eingeladen, sodass die Aufklärung über die Bedeutung dieser Untersuchung im Rahmen von Check-ups zu selten stattfindet. Die DEGUM fordert daher, das Früherkennungsangebot stärker in den Mittelpunkt ärztlicher Vorsorgearbeit zu stellen und gezielt bekannt zu machen.
Darüber hinaus drängt die Fachgesellschaft auf eine Erweiterung des Vorsorgeprogramms. Risikogruppen wie Frauen mit Bluthochdruck, Raucherinnen oder Menschen mit familiärer Vorbelastung sollten ebenfalls Zugang zur Screeninguntersuchung erhalten. Eine solche Ausweitung könnte dazu beitragen, die hohe Sterblichkeit im Rupturfall insbesondere bei Frauen nachhaltig zu senken.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Qualität der Diagnostik. Ultraschall gilt als ideales Instrument zur Gefäßuntersuchung, da es nichtinvasiv, strahlenfrei und flächendeckend einsetzbar ist. Damit die Methode ihr Potenzial vollständig entfalten kann, fordert die DEGUM verstärkte Schulungen im vaskulären Ultraschall sowohl in der ärztlichen Weiterbildung als auch im Praxisalltag.
Mit Blick auf den Internationalen Tag des älteren Menschen will die DEGUM die Aufmerksamkeit für dieses weitgehend unbekannte Risiko erhöhen. Ziel ist es, eine bessere Wahrnehmung der Vorsorgeuntersuchungen zu erreichen, die Versorgungslücken im bestehenden System zu schließen und langfristig die Zahl vermeidbarer Todesfälle durch frühzeitige Diagnose und Behandlung zu reduzieren.
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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